Erziehung von Kindern

Wenn Eltern zu anderen Eltern sagen, dass sie gegen Bestrafungen bei der Erziehung von ihren Kindern sind, hören sie oft:

  • "Aber sie müssen doch die Grenzen verstehen!"
  • "Kinder brauchen Grenzen!"
  • "Aber ihr wollt sie ALLES machen lassen?!"
  • etc.

Abgesehen davon, dass es zeigt, dass auch Erwachsene nicht wissen, wie man diskutiert, denn es wurde von Bestrafungen und nicht Grenzen geredet, zeigt es auch, dass manche sich Kommunikation mit ihren Kindern nur in Form von Zwang vorstellen können, also unter einem eindeutigen Machtverhältnis.

 

Was ist eine Bestrafung? Jemanden zu bestrafen ist ihm freiweilig Unangenehmes zufügen, mit dem Ziel, sein Verhalten zu ändern. Es ist Konditionierung.

Jemanden zu belohnen auch, aber das kann man auch machen, ohne das Verhalten einer Person ändern zu wollen.

 

Sind die Eltern, die das befürworten, nicht in der Lage ein logisches und überzeugendes Gesrpräch mit ihren Kindern zu führen, sodass die Kinder das so verstehen, dass sie selbst keine Lust haben, diese Sachen zu tun? Ist das Verstehen nicht besser als Angst wegen Drohungen zu haben?

 

Konditionierungen sind vielleicht nicht immer schlecht, vielleicht nicht in allen Situationen, nicht allen Kindern.
Das Problem ist eher, dass es für manche die Basis einer Eltern-Kind-Beziehung zu sein scheint. 
Es ist auch die Basis des Schulsystems: durch Noten, durch Drohungen von Elternbriefe und –gespräche. Ich dachte, es wäre schon längst bewiesen, dass Noten gar nichts bringen, weil Kinder besser ohne lernen.

Wie wäre es einfach damit anzufangen zu erklären, wieso man das und das wissen muss, anstatt zu sagen "hinterfrage das nicht, mach das, sonst wirst du bestraft!!!!!".

Ist das mit der Drohung von Elternbriefen nicht das dümmste überhaupt? 
Ist das nicht eine Art zu sagen "ich bin zu dumm, um dir zu erklären, was an deinem Verhalten falsch ist, also überlasse ich diese Arbeit anderen, es interessiert aber kein bisschen, wie sie dich dann bestrafen, Hauptsache ich habe ihre Unterschrift, wenn nicht, kriegst du Striche, was Auswirkungen auf deine Noten haben wird und wenn du sie hast, ist alles geregeltmuss ich nichts mehr machen"?

Kinder sollen so handeln, wie die Eltern es wollen, um Unangenehmes zu meiden (geschlagen, verspottet, ausgeschlossen zu werden,...) oder um etwas Angenehmes zu bekommen (eine Süßigkeit, ein Geschenk, ein Kompliment,...)

Wenn ich Menschen, die mich nerven, nicht schlage, ist es nicht, um eine Bestrafung zu vermeiden, sondern weil ich weiß, dass Gewalt nichts bringt und alles schlimmer machen kann. 
Wann lernt man das, wenn man ohne Erklärung bestraft wird?

Wenn für mich Gewalt an sich nichts Schlimmes wäre und ich nur Menschen nicht schlage, weil ich Angst vor einer Bestrafung hätte (genau so wie andere nur lernen, um keine schlechte Note zu bekommen oder sitzenzubleiben), dann könnte ich ja Menschen schlagen, wenn niemand mich dabei sieht (dann könnte ich ja aufhören zu lernen, wenn nichts mehr benotet wird). 
Solche Personen haben nicht gelernt, die körperliche Unversehrtheit anderer zu respektieren.
Und Kinder, die bestimmte Verhaltensweisen vermeiden, um nicht bestraft zu werden, können diese unbemerkt machen. 
Bestrafungen bringt den Kindern eher bei, nicht erwischt zu werden.

Dann macht man ihnen den Vorwurf zu lügen, manipulativ oder verräterisch zu sein, aber ist es doch eine normale Reaktion. Lieber das Verhalten der anderen, das man ihnen selbst induziert hat, kritisieren, statt sich selbst zu hinterfragen...

Das ist das gleiche, als wenn man ihnen vorwirft, bei Schularbeiten zu spicken und sich mehr für Noten als für den Lernstoff zu interessieren, obwohl das System dafür sorgt, dass sie sich so verhalten.

Jemand, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, überlegt auch, ob er/sie lügen soll.

Ein Kind, das nicht andere Kinder schlägt, weil er nicht selber bestraft werden möchte, ist kein Kind, das die Grenzen der physischen Integrität gelernt hat. Wenn man ihn auch noch selber schlägt, überschreitet man selber diese Grenzen selber, was dazu führt, dass es dieses Konzept noch weniger verstehen und respektieren kann.

Wenn man das Kind selber nicht schlägt und besser erklärt, dass schlagen weh tut, dass man die Grenzen der anderen respektieren muss, etc. dann kann es eher sein, dass es versteht, dass man nicht andere schlagen sollte. 
Sofern das nicht erklärt wird und das Kind bestraft wird, wird es weiterhin andere schlagen, nur dafür sorgen, dass keine erwachsene Person dabei zuschaut.

Bestrafungen bringen den Kindern bei zu lügen, unbemerkt zu handeln, sich nicht erwischen lassen. 

Bei manchen ist es ja so, dass die Beziehung zu ihren Kindern auf einem Bestrafungs-/Belohnungssystem basiert und dass Bestrafungen und Belohnungen in vielen Aspekten immer und immer wieder kommen, da das Kind noch alles lernen muss. 
Je mehr das Kind wächst, desto schwieriger wird es, ihn zu kontrollieren. 

Es wird "Pubertätskrise" genannt, aber ist es nicht eher eine "Elternkrise", wenn sie gemerkt haben, dass ihr Kind erwachsen wird und Autorität ablehnt?

Wenn die Wahrheit will, dass wir etwas Unangenehmes sagen, lügen viele (wenn man die Wahrheit sagt, wird man bestraft und wenn man nicht die Wahrheit sagt, wird man bestraft, aber erst nachdem das aufgedeckt wurde). 
Wenn unsere Wünsche, Gefühle, Emotionen unerwünscht sind, verbergen wir sie. Wenn unser Glücklich sein von der Autorität einer mächtigeren Person abhängt, manipulieren wir sie. 

Ist es nicht illusorisch wirklich zu glauben, dass man eine andere Person als sich selbst kontrollieren kann? Niemand will kontrolliert werden.

Erwachsene geben den Kindern die Schuld für die Konflikte, weil sie sich nicht genau so verhalten haben, wie sie es verlangt haben. 
Aber wenn Kinder nicht tun, was die Eltern wollen, ist das nicht um die Eltern zu nerven. 
Wenn ein Kind im Schlamm springt, ist es nicht mit der Absicht, dass seine Eltern mehr waschen müssen, sondern weil es es mag, im Schlamm zu springen. 
Es gibt den zwar den Konflikt, dass die Bedürfnisse der Eltern und die des Kindes nicht überein stimmen. Aber es sind die Erwachsenen, die das zu einem richtigen Konflikt machen.
Denn das Kind ist sich normalerweise den negativen Konsequenzen nicht bewusst, weshalb es ihm ja egal ist. 
Diese Bewusstlosigkeit wird unterschätzt, oder man will dem Kind für den Konflikt verantwortlich machen, einfach, weil man die Macht dazu hat.

Kennt ihr eigentlich diese Situation, von eurer Familie oder einer anderen, wenn ein Elternteil seinem Kind etwas wegnimmt und dann will das Kind die Sache zurück, muss aber "ich MÖCHTE BITTE" sagen, sonst kriegt es sie einfach nicht zurück? Das ist einfach Machtmissbrauch, aber juckt die wenigsten.

Das ist genau so mit dem "was ist das Zauberwort?". 
Hä? Ist das ein Spielchen?
Wenn die Eltern "Danke" sagen, wird das Kind automatisch auch Danke sagen. Genau so wie wenn die Eltern "Scheiße" sagen, werden sie das ebenfalls tun. 
Wenn ihnen sowas aufzwingt, wird nämlich genau das passieren, dass die Kinder dieses Wort nur mit der Anwesenheit ihrer Eltern sagen werden.

Es ist auch so, dass diese Kinder die Wünsche erwachsener Menschen eher tolerieren als die der anderen Kindern, zum Beispiel leise sein, weil man dem anderen Kopfschmerzen bereitet.

"Aber ein Kind weiß doch, dass man die Wäsche waschen machen muss"
Ja, aber ein Kind macht keine Wäsche, es hat nicht die Erfahrung gemacht, dass das anstrengend ist. Es ist also ein Problem der Kommunikation.

Viele gehen vom Prinzip aus, dass Kinder nicht in der Lage nicht, auf die Bedürfnisse anderer zu achten. Einerseits ist es wahr, dass sie noch das Leben in der Gesellschaft erlernen müssen, aber indem man sie bestraft, heißt es, dass man vom Prinzip ausgeht, dass sie nicht in der Lage sind die Grenzen anderer zu respektieren, wenn ihnen nichts Unangenehmes antut.

Natürlich wissen Kinder nicht, dass man die Grenzen anderer respektieren sollte, weil ihnen nicht bewusst ist, wo die Grenzen sind. Ein Baby weiß nicht, dass beißen und kratzen weh tut. Es dauert für ihn vielleicht Jahre, damit ihm bewusst wird, dass es andere Menschen gibt, die wegen uns leiden können.
Jedoch hat der Mensch die große Kapazität, sich der Gesellschaft anzupassen. Wenn ihnen etwas vorgelebt wird, werden sie es auch nachleben.

Man sagt normalerweise immer, man ist frei das zu tun, was niemanden schadet. In der Praktik ist es ein bisschen schwierig, zum Beispiel: Soll ich ihn lassen, wenn mein Kind das Spielzeug eines anderen Kindes wegnimmt, wenn dieses Kind nicht heult?
Diese Regel, dass man sich selbst und anderen nicht schaden sollte, scheint sehr basisch zu sein, aber viele Eltern verbieten ihren Kindern Dinge, die diese Regeln nicht verstoßen. 
Zum Beispiel sich so oder so kleiden, so oder so zu reden, etc. 
Wenn ich etwas verbieten möchte, aber nicht weiß warum, frage ich mich erstmal, was mein Problem ist, wieso das mich stört.

Einerseits brauchen Kinder einen Rahmen, das heißt, sie brauchen Stützen, sie brauchen, dass man sie bis zu einem bestimmten Punkt lenkt, dass man ihnen ERKLÄRT, was falsch und richtig ist, dass man ihnen die Konsequenzen ihrer Taten vor Augen führt. Sie brauchen jemanden, den sie vertrauen können (und nicht anlügen wollen).
Kinder mögen es nicht, dass man sie dominiert, wie auch sonst jeder. 

"Und seine Sicherheit?" Das ist ein häufiges Argument, das verwendet wird, um zu rechtfertigen, dass man will, dass seine Kinder gehorchen, obwohl die Befehle meistens nichts mit der Sicherheit zu tun haben.
Kennt ihr diese Situation, wenn ein Elternteil seinem Kind etwas richtig Unnötiges aufzwingt? Zum Beispiel sich für Fasching zu verkleiden. Das Kind muss gehorchen, also muss sich verkleiden, obwohl es nicht will. Kinder müssen immer gehorchen, ganz egal, was der Grund ist und wenn jemand Gehorsamkeit und Bestrafungen kritisiert, gibt es immer eine·r, der/die sagt: "aber sonst werden sie anfangen auf der Autobahn fangen spielen??!?!?"

Natürlich muss es Momente geben, wo das Kind zuhören und aufmerksam sein muss, weil es sonst gefährlich ist. 
Aber wenn man den ganzen Tag damit verbringt auf sein Kind für die unnötigsten Sachen zu brüllen, wird es mehr zuhören, wenn man ihm sagt, dass es nicht auf die Straße soll oder wenn es der einzige Moment des Tages, wo man dies tut? 
Und hier handelt es sich nicht um Gehorsamkeit, sondern um Kommunikation. Du teilst deinem Kind eine potenzielle Gefahr mit.

Zu wollen, dass sein Kind jederzeit zu allem unnötigen Kram zu gehorchen bringt ihm bei auch sich Befehlen zu widersetzten, es sei denn, es ist übermenschlich.

Möchte man Kindern beibringen, zu gehorchen? 
Gehorsamkeit per Definition heißt das tun, was man uns gesagt hat, ohne zu diskutieren, ohne wissen zu wollen, wieso man das tun sollte.
Will man seinem Kind beibringen ein kleiner Soldat zu sein oder lieber wie man Dinge kritisch hinterfragt? (achso stimmt, selbst Erwachsene wissen nicht, wie das geht, lel).

 

 

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