(politischer) Antirassismus

Über Rassismus rede ich vergleichsweise mit Sexismus nur wenig. Selbstverständlich liegt es daran, dass ich darüber weniger weiß. Ich glaube (überhaupt) nicht, dass ich es immer erkennen kann, ob ein Film oder irgendeine andere Sache rassistisch ist oder ob eine Rassismuskritik gelunden ist.

 

Zum Beispiel habe ich ja mal etwas über Twilight geschrieben und erklärt, dass diese fünf Filme sexistisch sind - und zwar nicht subtil sexistisch, sondern heftig. Aber ich habe mir dann später Kritiken von anderen Menschen im Internet durchgelesen, wo gemeint wurde, dass sie auch rassistisch sind, vorallem, was die Native Americans angeht. Und zum Teil wusste ich, dass diese Sachen rassistisch sind, aber man musste mich erst darauf aufmerksam machen, ich bin nicht von alleine darauf gekommen.

 

Um es mit Twilight nicht unbegründet stehen zu lassen, nenne ich einen Beispiel: Die Native Americans sind alle Wölfe, also "wild"  und früher zur Zeiten des Kolonialismus wurde die Überlegenheit der Weißen damit begründet, dass Weiße zivilisiert sind (aus der Sicht der Weißen). Das ist auch der Grund, weshalb man Schwarze nicht "Affen" nennen sollte. Affen sind wie Menschen, der Unterschied ist, dass sie wild sind. Die Quileute (der Name des Stammes) in Twilight laufen fast nackt im Wald rum, sind der Natur nah und benutzten Talismane (Jacob schenkt Bella eins). Alleine schon, dass behauptet wird, dass ihr Zusammenleben auf das System eines Wolfrudels basiert (was im Endeffekt sogar eine falsche Darstellung davon ist, wie Wölfe zusammenleben), vertiert sie. Das ist rassistisch, da sie bereits oft vertiert werden; das ist auch, was anderen nicht-weißen Gruppen passiert. 

Ich werde beispielsweise nie vergessen, wie Michael Michalsky (Germany's Next Topmodel) immer über Leticia meinte, sie sei "[s]eine Tigerin" und andere nichteurpäische Tiernamen. Oder ein Mal mit seiner Hand eine Krallbewegung machte und dabei "RAAAWR" rief, als sie an ihm vorbei lief, weil es erstens so wirkte, als sei es absichtlich, um das niedrige Niveau der Sendung zu bestätigen (ich hab's geschaut, damit ich weiß, was da überhaupt abgeht, weil alle behaupten, sie sei schlecht, sie aber dennoch hohe Einschaltquoten hat - okay, das erinnert mich an Bibi, Leon Machere, ApoRed und Katja Krassavice) und zweitens ist das ein Punkt, was bei Afrofeminist-inn-en immer wieder vorkommt, sodass du nicht besonders informiert sein musst, um das zu wissen: Schwarze Frauen mit Wildtieren (Tigerin, Löwin, Panther, etc.) zu vergleichen ist (generell) kein Kompliment!

 

[Zum Thema Twilight wollte ich noch kurz hinzufügen, dass die Film leicht speziesistisch sind, was ich in meinem Text erwähnen wollte, aber ich habe erst im Nachhinein gesehen, dass ich das vergessen habe. Edward sagt er und seine Familie sind vegetarisch - weil sie kein Menschen-, sondern Tierblut trinken. Das projiziert auf Zuschauer-innen die Idee (bzw. sie haben diese schon), dass Menschen zu töten echt schlimm ist (obwohl es einen Film / ein Buch ist und es da sonst immer egal ist), aber nicht nichtmenschliche Tiere. Man könnte wahrscheinlich dagegen argumentieren, dass sie keine Alternative haben und sie Lebewesen nehmen, die man legal töten darf. Sie könnten aber vielleicht falsches Blut trinken und wenn nicht, es ist immer noch eine Fiktion, man kann schreiben, was man will - also hätte man irgendeine andere Lösung erfinden können (genau so wie "in Forks regnet es immer" eine erfundene Lösung dafür ist, dass Edward auf eine Schule kann, oder dass er in der Sonne nur glitzert, was nicht für Vampire typisch ist).

Es ist auch einfach nur total unpassend, dass sie sich als Vegetarier-innen bezeichnen, da es nichts mit dem Vegetarismus gemeinsam hat.]

 

Man könnte sich jetzt fragen, woher ich das mit den Native Americans oder den schwarzen Frauen überhaupt von alleine wissen soll und jap, es ist genau der Grund, weshalb ich sage, dass jede einzelne weiße Person, die sich nie mit Rassismus auseinander gesetzt hat, zwangsläufig rassistisch ist und dass ZUHÖREN, was Betroffene sagen, eins der wichtigsten Sachen zur Bekämpfung dieses Problem ist.

Rassismus hat hat, wie ich schon mehrmals erwähnt habe, nichts mit "nicht nett" sein zu tun. Genau so wie sexistisch oder was auch immer sein nichts damit zu tun hat. Man sagt nicht, dass Mädchen rosa bevorzugen und Jungs blau, weil man hasserfüllt ist. Und als ob man tierische Produkte isst und "Haus"tiere kauft (statt zu adoptieren), weil man hasserfüllt ist. Trägt ein-e Biologielehrer-in Hass in sich, wenn sein Sexualunterricht heteronormativ ist? Und was ist mit den Autoren, die versuchen Kinder aufzuklären, wie ihr Körper funktioniert, aber keine intersexuelle Kinder abgebildet sind und sie nicht mal irgendwo in einem Satz erwähnt werden?

 

Jedoch gibt es Menschen, die sich selbst sogar als Antirassist-inn-en sehen und sagen, dass Rassismus mit Hass und ähnliches zwangsläufig verbunden ist, was ich überhaupt nicht so sehen kann. Für mich ist es nicht Hass, sondern die Ignoranz, die diese Diskriminierung aufrechterhalten lässt.

 

Wie man aus meinen Texten herauslesen kann, solidarisiere ich nicht mit allen Veganern, auch nicht mit allen, die sich selbst als Feminist-inn-en oder LGBT-Supporter bezeichne. Genau so ist es auch mit Antirassist-inn-en. Für mich gibt es echt viele Möchtegern-Antirassist-inn-en im Internet, es gibt auch Möchtegern-Feminist-inn-en, wobei sie mir vorkommen. Wahrscheinlich, weil der Name dazu veranlasst, über die Positionen der Geschlechter in der Gesellschaft nachzudenken, was bei "Antirassismus" nicht so ist.

 

Ich könnte eine Liste machen, was Feminist-inn-en von "Antisexist-inn-en" (bewusst in Anführungszeichen gesetzt) unterscheidet, aber da ich so selten über Rassismus schreibe, dachte ich, ich mache es lieber darüber.

 

Mein Ziel mit diesem Text ist erstmal, dass man die Hauptunterschiede kennt, egal auf welcher "Seite" man steht, denn leider wissen viele gar nicht mal, was die Ansichten des (politischen) Antirassismus ist.

 

A = laut mir der Möchtegern-Antirassismus

B = der laut mir richtige Antirassismus

 

Anmerkung: Die Tabelle kann man nicht am Handy in der richtigen Reihenfolge lesen. Muss noch überlegen, wie ich's am besten mache.


A

B


Rassismus wird so definiert:

"Jemanden aufgrund seiner Hautfarbe oder Herkunft (Religion hat nichts damit zu tun) beleidigen oder benachteiligen."

 

oder

 

"Jemanden aufgrund eines Merkmals beleidigen oder benachteiligen."

 

(Rassismus gegen Dicke, Rassismus gegen Jugendliche, Rassismus gegen Homosexuellen Rassismus gegen die Polizei, Rassismus gegen die Bourgeoisie, Rassismus gegen Blondinnen. - ALL DAS habe ich schon mal gehört.)

"Ideologie (/Hierarchie / System), die (der) ursprünglich zur Rechtfertigung des Kolonialismus erfunden wurde, eine bestimmte "Rasse" privilegiert und alle anderen unterwirft/unterdrückt/diskriminiert."

 

Damit man nicht denkt, dass es MEINE Definition wäre, wie mir oft vorgeworfen wird, hier ein paar Definitionen aus dem Internet:

Eigentlich genau das, was ich beschrieben habe.
Eigentlich genau das, was ich beschrieben habe.
Betonung ZUR RECHTFERTIGUNG VON KOLONIALISMUS ENTWICKELT, weil ich ZU OFT höre, "mimimi, ich muss nicht Ahnung von Kolonialismus haben, um antirassistisch zu sein!".
Betonung ZUR RECHTFERTIGUNG VON KOLONIALISMUS ENTWICKELT, weil ich ZU OFT höre, "mimimi, ich muss nicht Ahnung von Kolonialismus haben, um antirassistisch zu sein!".

Politische und soziale Unterdrückung heißt, um es kurz und einfach zu fassen, dass es NICHT NUR eine Person ist, die andere oder jemanden unterdrückt ("Was ist wenn jemand sagt, dass alle Weiße so und so sind?", "was, wenn ein Schwarzer dies und das über Weiße sagt?", "ich kenne aber einen, der hat dies und das gesagt!"), sondern eine Gruppe oder Gesellschaft.

eine Gruppe = minderwertig, eine andere Gruppe = höherwertig; manche « Rassen » = vernichten, andere = erhalten; EINE Rasse = Träger des Fortschritts
eine Gruppe = minderwertig, eine andere Gruppe = höherwertig; manche « Rassen » = vernichten, andere = erhalten; EINE Rasse = Träger des Fortschritts

Die Definition "Diskriminierung aufgrund der "Rasse"" wird nicht grundsätzlich abglehnt, aber sie ist zu grob, weil sie zu viel Interpretationsfreiheit erlaubt.



"Rassist-inn-en sind dumm und böse."

"Rassist-inn-en sind (meist) ingorant."



Rassismus sind individuelle und intentionelle (= bewusste) Verhaltensweisen, die meist vom Gesetz verurteilt werden. Es reicht, nicht absichtlich rassistisch zu sein (Variante: gegenüber allen nett zu sein), um nicht rassistisch zu sein.

Rassismus ist ein Unterdrückungssystem, das alle Inidividuen in die Verantwortung zieht. Alle hatten schon mal etwas mit ihm zu tun, ob es positiv oder negativ war. Nur selten sind Menschen bewusst rassistisch. "Ich bin kein-e Rassist-in, aber..."



Es sind Inidividuen, die anderen Individuen gegenüber rassistisch sind, deshalb gibt es auch Rassismus gegen Weiße.

Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße - und zwar nirgendwo auf der Welt (auch nicht in Südafrika, wie so oft gefragt wird [1]).

 

[1] um das mit Südafrika zu klären:

Es handelt sich um eine Reaktion und Misstrauen. Die antiweißen Südafrikaner-innen sagen nicht, "Weiße sind minderwertig, sie sollten vernichtet werden", sondern sie sagen, "sie haben unser Volk misshandelt, unsere Vorfahren getötet, vergewaltigt, ausgebeutet, etc. Wieso sollten wir sie immer noch beim Ausbeuten unseres Kontinents lassen? Sie müssen weg."

Eine häufige "Beleidigung" in Südafrika ist "Kolonist" und das kann nicht rassistisch sein, genau so wie wenn man Deutsche "Nazis" nennt, da Kolonisten und Nazis nicht diejenigen waren, die unterdrückt wurden, sondern diejenigen, die unterdrückt haben. "Kolonist" und "Nazi" haben eine andere Bedeutung als "Neger" oder "du Jude". Man sagt damit nicht, dass der andere von Natur aus minderwertig sei. Man kann zwar sagen, dass es respektlos ist, aber der Begriff "rassistisch" passt nicht.

 

Weißer Suprematismus wird

  • lokal hinterfragt, da jede weiße Person davon profitiert und alle, ob bewusst oder unbewust, gewollt oder ungewollt, an diesem System beteiligt ist.
  • international hinterfragt, da die Reichtumsungleichheit zwischen den Ländern im Norden und im Süden eine Erbe des Kolonialismus ist. (Stichwort: Neokolonialismus)


"Rassen existieren gar nicht"

 

colorblinde Version:

"Ich sehe keine Farben" oder "Mir egal, ob du weiß, schwarz, gelb oder grün bist, ich behandel immer alle gleich!"

Rassen im biologischen Sinne existieren nicht, jedoch gibt es die "Rassen", die sozial und historisch konstruiert sind. Wir müssen sie uns bewusst machen und dafür müssen sie beim Namen genannt werden, wenn man Ungleichheiten bekämpfen will.

 

(Ein Beispiel, wo es offensichtlich ist: Wenn du in einer Statistik keinen Unterschied zwischen Weiße und Nicht-Weiße machst, wie willst du sehen und erkennen, wer ungerecht behandelt wird? Deshalb ist die "Ich achte nie auf die Hautfarbe der Menschen, ich denke nie darüber nach"-Einstellung sehr kontraproduktiv, da sie verhindern will, dass Ungleichheiten festgestellt werden.)

So oft lese ich "why do people always make it about race? It's racist" oder "as a child I never thought about races thank you internet for making me racist lmao" lol, da würden welche mit "never have to think about race is white privilege" antworten.
So oft lese ich "why do people always make it about race? It's racist" oder "as a child I never thought about races thank you internet for making me racist lmao" lol, da würden welche mit "never have to think about race is white privilege" antworten.


Rassismus hat schon immer existiert. Früher, bei den Steinzeitmenschen, war es ein natürlicher Selbstschutz, da Fremde eine Gefahr bedeutet haben. Heute sind wir aber zivilisiert und brauchen keinen Rassismus mehr. Wer das anders sieht, der ist ein Arschloch, der lieber weit weg von der Zivilisation leben sollte.

 

Rassismus schafft man ab, indem man "andere" toleriert.

Rassismus ist ein Erbe des europäischen Kolonialismus und das Problem einer ganzen Gesellschaft.

 

Um ihn abzuschaffen, muss die Position der Weißen in der Gesellschaft (lokal) und im Okzident (international) hinterfragt werden.



Für die B-Antirassist-inn-en ist der A-Antirassismus bestenfalls unwirksam, schlimmstenfalls selbst rassistisch und für die Erhaltung des Neokolonialismus.

Der A-Antirassismus ist für B-Antirassist-inn-en Faschismus, "umgekehrter Rassismus" und Extremismus.



Im antirassistischen Kampf haben alle die gleiche "Position".

Andersfalls wäre es rassistisch.

Es wird darauf geachtet, dass Betroffene überhaupt zum Reden kommen, dass ihnen überhaupt zugehört wird und Privilegierte (meist die Weißen, aber nicht immer nur) dürfen sie zwar dabei unterstützen, dass ihre Stimmen gehört werden, "ihnen eine Plattform geben", Themen ansprechen, damit sich andere weiter informieren, aber sie halten sich zurück, wenn sie keine Ahnung haben (und versuchen nicht irgendwas zu "raten" und es als "Meinung" abzustempeln). 

Was man leicht machen kann: Berichte teilen.



Passend zum Thema - was ich die letzten Tage erfahren habe:

 

Es gibt Leute in Frankreich, die zum neuen Präsidenten sagen, 

"Dank ihm gibt es 38% Frauen in der Nationalversammlung! Er denkt an die Frauen! Er ist gegen Sexismus!"

 

Natürlich gibt es darauf mehrere Reaktionen, wie "diese Frauen nehmen den Männern die Plätze weg!" oder "das WIRKT nur gut, aber es sind nur weiße, ~cishet~ Frauen".

 

Aber wie oft reden diese insgesamt 224 Frauen? 3,5% der Redezeit.

 

Also wenn man gegen Sexismus sein will... muss man schon darauf achten, dass... -

 

"Aber Frauen sind ja schüchtern!!! Selber schuld!! da kann man auch nix daran ändern... iseinfachso. Hört auf zu versuchen, die Biologie zu ändern."

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