Biphobie

Biphobie bezeichnet die Diskriminierung von bisexuellen (oder biromantischen - ich werde immer "bisexuell" schreiben, damit es nicht zu anstrengend zum Lesen wird) Menschen. Man kann dazu auch Monosexismus sagen, wobei dieser Begriff auch Aphobie mitmeint, sowie das Leugnen von Pansexualität.

 

Eine häufige Form von Biphobie ist, dass behauptet wird, Bisexuelle würden gar nicht existieren, weil man sich nur zu einem Geschlecht sexuell hinzugezogen fühlen kann (von daher kommt der Name Monosexismus) oder dass sie einfach, wie pan- und asexuellen Menschen auch, vergessen werden.

 

Biphobe Menschen sind öfter Männer als Frauen, und nicht nur hetero-, sondern auch homosexuell. Letztere sind häufig der Ansicht, bisexuelle Menschen seien eigentlich schwul oder lesbisch, aber sie könnten aufgrund der Gesellschaft nicht dazu stehen.

 

Sich als bisexuell zu outen, wird von manchen als Mode angesehen, oder als "Schritt" zur Homosexualität. Manchmal stimmt es zwar schon, dass homosexuelle Menschen zuerst denken, sie seien bisexuell und sich deshalb so outen, aber das ist eben nicht immer so und es gibt auch bisexuelle, die zuerst denken, sie sind schwul oder lesbisch.

 

Was auch Biphobie (oder Monosexismus) ist, ist davon auszugehen, dass nur weil zwei Personen des gleichen Geschlechts zusammen sind, sind sie homosexuell. Oder auch, dass wenn ein Mann und eine Frau zusammen sind, dann handelt es sich um ein heterosexuelles Paar.

 

Letztes Jahr (2016) gab es bei "Germany's Next Topmodel" zwei Mädchen, namens Elena und Kim, wo von vielen Zuschauer-inne-n vermutet wurde, sie seien zusammen. Deshalb haben sie in den Kommentaren gefragt, "seid ihr lesbisch?" oder Artikel über das Thema hatten das Stichwort "lesbisches Paar" im Titel.

Aber alle, die die Staffel geschaut hatten, wussten auch, dass Kim vorher mit "Honey" zusammen war und Elena ebenfalls einen Freund hatte. Zwar kommt es vor, dass homosexuelle Menschen mal mit Leuten des anderen Geschlechts eine Beiziehung geführt haben, aber wieso geht man davon aus, dass sie lesbisch sind? Elena hatte sich sogar beim Finale und auf Instagram als bi geoutet! 

 

Oder beim Spiel "Life Is Strange" habe ich im Internet mehrmals gelesen, dass Leute in etwa schrieben, "du kannst während dem Spiel entscheiden, ob Max hetero oder lesbisch wird". Warum ist das so schwer zu sagen, dass sie bi ist? Kann man zwar nicht genau wissen, da es nur ein Spiel ist - aber es wäre einfach nur logischer.

 

Klischees über bisexuelle Menschen:

  • Sie betrügen ihre Partner-innen. 
  • Sie leben polygam. Es kann zwar auf manche zutreffen, aber es ist einfach nicht bei allen so.
  • Sie haben AIDS.
  • Sie fühlen sich alle gleichermaßen zu zwei Geschlechtern hingezogen. Es trifft aber nicht auf alle zu. Wenn man sich zu 10% zu einem Geschlecht hingezogen fühlt und 90% zu einem anderen, dann ist man auch bi.
  • Bisexuelle Männer sind eher schwul, bisexuelle Frauen sind eher hetero.
  • Sie sind verwirrt: Sie wissen einfach nicht, ob sie hetero- oder homosexuell sind.
  • Sie müssen sich irgendwann in ihrem Leben für eine "Seite" - also für ein Geschlecht - entscheiden. Dementsprechend ist selbstverständlich die Frage, für welches Geschlecht sie sich entschieden haben, biphob.
  • Sie finden JEDEN Menschen attraktiv. Vermutlich kommt es davon, dass wenn ein Junge und ein Mädchen etwas zusammen machen, wird von Außenstehenden oft davon ausgegangen, dass sie zusammen sind und nicht nur Freunde sein können. Dadurch wird ihnen vermittelt, dass das einzige, dass man mit dem binär anderen Geschlecht nur zusammen sein kann. Manche denken sich also, dass wenn sie selbst lange Zeit mit jemanden des "anderen" Geschlechts etwas machen, dann werden sie sich irgendwann in diese Person verlieben. Wenn sie aber etwas mit einer Person des gleichen Geschlechts machen, haben sie diese "Befürchtung" nicht. Deshalb: Wenn sie erfahren, dass es Menschen gibt, die sich sowohl zu Männer als auch Frauen hingezogen fühlen können, dann denke sie, dass sie nichts mit anderen machen können, ohne sich dann in sie zu verlieben.
  • Sie wollen nur Aufmerksamkeit (beisonders bei Frauen).
  • "Ist nur eine Phase." (hab schon am Anfang was dazu gesagt)
  • ...

(1) Little reminder: Die Definition von Bisexualität ist nicht, dass man sich zu Mann und Frau hingezogen fühlen kann.

 

Unter den biphoben Homosexuellen gibt es welche, die meinen, dass bisexuelle Menschen von "heterosexuellen Privilegien" genießen würden und deshalb selbst eine privilegierte Gruppe seien, wenn sie nicht mit dem gleichen Geschlecht zusammen wären. Somit leugnen sie Erfahrungen und Empfindungen, identity erasure ist kein Privileg.

 

Es gibt auch Homosexuelle, die Angst haben, mit einer bisexuellen Person zusammen zu sein, weil sie glauben, sie könnte sie aufgrund von Homophobie verlassen, um dann mit einer Person des "anderen" Geschlechts zusammen zu sein, was diese Homosexuelle nicht nachmachen können.

 

Manche Monosexuelle "ekeln" sich vor Bisexuellen, wenn sie bereits eine Beziehung mit dem andere Geschlecht hatten. Manche beachten Bisexualität als "weniger wichtige" Sexualität als Hetero-/Homosexualität, finden es deshalb nicht schlimm, sie nicht zu erwähnen, obwohl sie auch mitgemeint sind. So werden sie (weiterhin) unsichtbar gemacht, auch von "Allys".
Zum Beispiel ist "Homoehe" kein guter Begriff. Es ist auch wichtig, dass wenn eine Person sich selbst als bisexuell bezeichnet, dass sie nicht als schwul/lesbisch bezeichnet wird.

 

Bekannte bisexuelle Menschen

Wie schon erwähnt, auch "Allys" können bisexuelle Menschen ausschließen und queere Kreise sind nicht frei von Biphobie, obwohl es eigentlich genau da ist, wo sie sich am sichersten fühlen sollten.

 

 

Da es das Klischee gibt, dass Bisexuelle fremdgehen, viele Partner gleichzeitig haben oder halt hintereinander, ist es, was das angeht, für Frauen anders als für Männer. Sie werden aufgrund ihrer Sexualität UND ihr Frau sein (Intersektionalität) so behandelt, wie man nun Frauen behandelt, wenn man davon ausgeht, dass sie viele Partner hatten.

Und weil gedacht wird, dass bisexuelle Frauen Aufmerksamkeit von Männern wollen, kann das auch negative sexistische (die dann in dem Kontext gleichzeitig biphob sind) Folgen haben, weil eine "wahre" Frau nicht nach der Aufmerksamkeit von Männern suchen sollte, sondern sie sollte passiv sein.

Aufgrund vieler (negativer) Vorurteile ist es auch für Bisexuelle schwer, sich zu outen. Deshalb sagen manche lieber, dass sie pansexuell sind, weil dieser Begriff weniger bekannt ist und sie lieber jeden ein Begriff erklären als mit Vorurteile zu kämpfen haben.

Auch Menschen, die schon mal was mit beiden Geschlechtern hatten, können biphob sein. Sie werden dann gerne gegen bisexuelle Menschen verwendet.

Was es auch gibt, sind Menschen, die sich als schwul oder lesbisch outen und dann merken, dass sie bisexuell sind und kein neues Coming Out machen wollen und sich einreden, dass es Bisexualität gar nicht gibt. 

(TW: Selbstmord)

10% der Homosexuellen haben schon mal einen Selbstmordversuch hinter sich, bei Männern ist die Anzahl zwei Mal so hoch als bei Frauen, was, wie man sich leicht denken kann, daran liegt, dass es für viele, meistens Männer, schlimmer ist, wenn man schwul als lesbisch ist. Bei Bisexuellen ist die Prozentanzahl nicht geringer, sondern genau so hoch, wobei es zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied mehr gibt, was uns zeigt, dass es für eine Frau wahrscheinlicher ist, dass sie schon mal versucht hat, sich das Leben zu nehmen, wenn sie bisexuell als lesbisch ist. 

 

Natürlich kann man viel mehr zu diesem Thema erzählenaber das sollte ein kleiner Einblick sein.

Commentaires: 0