Frauenquote

Der Text stammt nicht von mir, sondern es ist der Transkript von einem Video von Moritz Neumeier. Da aber viele, viele, viele Probleme mit Textverständnis hatten, habe ich das ganze ein bisschen bearbeitet (und geändert), damit er leichter zu verstehen ist.


 

Natürlich wäre der Idealzustand, wenn Leute nicht aufgrund einer Quote eingestellt werden oder aufgrund ihres Geschlechts, sondern einfach aufgrund der Qualifikation. Das wäre toll, aber genau das passiert nicht  - genau dafür brauchen wir die Quote.

 

Damit man aufgrund seiner Qualifikation eingestellt wird, kämpfen Menschen in diesem Land seit ungefähr 1968 und es hat damals nicht geklappt. Nicht vor 50 Jahren, auch nicht vor 30 Jahren, nicht vor 12 Jahren, nicht vor 2 Jahren. Auch nicht vor 4 Monaten. Dafür brauchen wir eine Quote.

 

Eine Quote heißt nicht, dass in Zukunft jeder Job, den es gibt, zur Hälfte an Frauen vergeben muss - egal, ob die qualifiziert sind oder nicht. Es ist nicht so, dass der Dachdecker von nebenan, der zwei Jobs frei hat, einen automatisch an einen männlichen Dachdecker und den anderen automatisch, weil es keine Dachdeckerinnen gibt, an die arbeitslose Bäckersfrau, geben muss. Das ist nicht die Idee.

 

Die Idee ist, dass seit dem 1.1.2016 eine bestimmte Anzahl von Firmen in Deutschland – und das sind eigentlich nur 101 Firmen  die an der Börse sind, eine Quote bekommen. 

Das heißt, da müssen sie im Aufsichtsrat 30% Frauen sitzen lassen und von jedem Vorstandsposten, der vergeben wird, soll nachher an 1/3 Frauen gehen. Das sind nur 101 Firmen und die Menschen sind schon da ausgerastet. 
Alle anderen 3500 Firmen, die an der Börse sind, haben auch eine Quote, aber da hat man getestet, ob es vielleicht auch reicht, dass man das keine Zahl festschreibt, sondern die dürfen sich selber eine Zahl aussuchen. Das ist so eine Freiwilligenquote.

 

Da können wir mal gucken, wie gut das funktioniert hat. Bei den 101 Firmen hat's geklappt. Bei den Aussichtsräten sind 25,6% von Frauen besetzt. Das ist gut. 
Bei den anderen Firmen gibt jetzt bei 3/4 der Börseunternehmen keine Frau im Vorstand, nicht eine. 


Der Vergleich ist: 631 Männer zu 44 Frauen. Das heißt nicht 30% oder 40%, sondern 6%. 
Von 160 Firmen, die das freiwillig machen dürfen, die sagen dürfen "Wir wollen in Zukunft so und so viel Quote machen" haben 110 gesagt "Unser Ziel im Vorstand sind 0% Frauen". So viel also zur freiwilligen Quote.

 

50% der Menschen, die in Deutschland erwerbstätig, sind Frauen [44% laut UNECE, 2009].
Das heißt, unten, auf der untersten Schiene von Arbeitnehmern, sind die Frauen. 
Je höher du in der Pyramide gehst, je höher die Positionen werden, desto weniger Frauen sind das. 
Bis du ganz am Ende an der Spitze bist und siehst, es gibt nur eine einzige Frau in Deutschland, die Vorstandsvorsitzende ist und die hat nur eine halbe Stelle. 
Die muss das mit einem Mann teilen, weil, erstmal gucken, man weiß ja nicht, ob sie das gut kann.
Und das kann nicht sein.

 

Eine Frage, die von euch gestellt wurde, ist: 


Warum ist das so?

 

Und die Antwort ist ziemlich simpel: Männer bevorzugen Männer. 
Das läuft unterbewusst ab. 
Und es ist nicht nur so, dass Männer Männer bevorzugen, sondern, wenn du irgendwo auf einer hohen Position sitzt, holst du das hoch, was dir gleicht. 
Deswegen haben auch Migranten oder Menschen aus Arbeiterfamilien genau so wenig Chancen wie Frauen. Denn klassischerweise sitzen in den Vorständen unserer Firmen die Elite: Leute, die reich sind, weil ihre Eltern schon reich waren. Die holen neue Leute hoch und das sind meistens Leute, die reich sind, weil deren Eltern auch schon reich waren.

 

[WEIL ES IMMER WIEDER LEUTE GIBT, die Fragen "ähähahhä, wieso gibt es keine Schwulenquote??? Oder für Muslime (Muslimas)???": Schwule und Muslime repräsentieren nicht 50% der Arbeiter·innen. Wieso lernt man Nachdenken nicht in der Schule¿ By the way gibt es auch sowas wie eine Behindertenquote, die in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben wird, aber da bezahlen die meisten lieber die Strafe.]

 

Im Durchschnitt sind Vorstandsvorsitzende in Deutschland zu über 95% Männer, zu über 75% Deutsch, zu noch mehr Prozent weiß und heißen durchschnittlich Thomas und Michael. 
Das führt dazu, dass in deutschen Vorständen mehr Leute Thomas heißen als dass Vorstandsmitglieder Frauen sind. 
Das ist nicht richtig so.

Deswegen bin ich für eine Quote.

 

Leute fragen:
"Aber warum, warum soll man das denn überhaupt... ist das nicht sexistisch? Ist das nicht sexistisch, Frauen zu bevorzugen?"

Nein!
[Das, was wir GERADE, ohne Frauenquote, haben, ist das Sexistische.]

 

Die nächste Frage, die die Leute gestellt haben, ist:

"Warum braucht man eine Quote dafür?"

 

Wenn du die Jobs da oben, an der Chefposition, also ganz oben, in der Mitte des Managements und ganz unten zu 30% oder 40% an Frauen gibst, dann ist das erstens ein gutes Vorbild für andere Frauen, weil bisher sieht eine Frau "Alles klar, ich fang an zu arbeiten und ein Mann fängt an zu arbeiten und nach 10 Jahren bin ich hier unten und Männer sind hier oben". 


Es gibt die Idee von "Frauen können Chefs werden" bei den Leuten gar nicht. Wenn du anfängst zu sagen: "Ihr müsst Frauen als Chef machen", dann können andere Frauen sehen: "Ah, ich habe eine Chance, dann versuche ich das auch.
Warum versuchen, wenn du weißt, dass es sowieso nicht klappt?

 

"Ja, aber wieso sollte man Frauen überhaupt helfen, was haben wir davon?"

Das wurde untersucht. 
Es gibt Länder, da ist es nicht so. 

In Deutschland ist es noch so, dass das Bild ist: Männer gehen arbeiten, Frauen vielleicht auch, wenn sie Zeit haben, neben den Kindern. 
In Schweden wurde dieses Bild redigiert.

Seit den Siebzigern gibt es da auch eine Quote, weil man da gesagt hat: "Wir wollen, dass die Männer und Frauen einigermaßen gleich behandelt werden". Deswegen gibt es da die Frauenquote. 


Und es gibt viel mehr Unternehmen, in denen 40% der Aufsichtsräte und der Vorstände Frauen sind.
Das führt dazu, dass die Effizienz extrem gesteigert wird. Das geht so weit, dass die Werteentwicklung bei solchen Unternehmen, doppelt so hoch ist als bei anderen. 
Das ist genial, auch für die Wirtschaft.

 

Insgesamt muss man auch sagen, dass wenn da oben die Frauen sitzen, die ja auch Kinder bekommen, das ist ja richtig, dass die auch verstehen, dass es vielleicht Menschen gibt, die weniger arbeiten wollen und dafür halb arbeiten und halb mit Kindern rumhängen. Betriebe könnten familienfreundlicher werden.

Bisher war das ein Gegenargument für die Leute. 


Die sagen:

"Ja gut, klar willst du Frauen nicht anstellen, es geht um Leistung. Und Frauen bekommen Kinder, warum soll man die einstellen? Die können weniger arbeiten, weil die mehr Windeln wechseln.
Das ist kein gutes Argument [wurde bereits erklärt warum].

 

"Frauen sind ja auch schwächer. Frauen haben ja viel weniger physische Kraft für einige Berufe, können die gar nicht machen, sowas wie Automechaniker, weil Schraubenschlüssel sind ja zu schwer für kleine Mädchenhände".

Solchen Leuten, die der Meinung sind, das sei ein richtiges Argument, wünsche ich, dass sie in irgendeiner Disco aus Versehen der falschen Frau an den Arsch packen – eine Bundeswehrsoldatin.
Um dir nur zu zeigen, wie stark Frauen sein können, wenn sie es körperlich darauf anlegen, stark zu werden. 
[Sobald eine Frau für Männer zu unattraktiv wirkt, wird es schlecht angesehen, wenn sie Muskeln hat, weshalb manche Frauen nicht trainieren gehen, obwohl sie es gerne wollten. Viele Frauen, die das trotzdem machen, führen Schönheitsoperationen durch, um weiblicher zu wirken.]

 

Ein anderes Argument war: "Eine Leistungsgesellschaft sollte..." 

Leistungsgesellschaft ist kein Argument bei Männer und Frauen, weil man rausgefunden hat, dass wenn Männer Leistung bewerten, bewerten sie bei Männern "Das kannst du und das ist ein Potenzial" und bei Frauen ist die Bewertung "Das hast du schon gemacht". Potenzial spielt da keine Rolle. 


Abgesehen davon versucht man seit 50 Jahren zu sagen "das geht ja nur nach Leistung" und das funktioniert nicht. 
Deswegen ist das kein Argument.

 

"Gibt ja aber auch Frauenberufe, muss ja auch eine Männerquote geben. Es gibt ja auch Berufe wie Kindergärtnerin, da gibt es ja keine Männer."

Ja, aber es liegt nicht daran, dass Männer strukturell benachteiligt werden, sondern dass Kindergärtner-innen viel arbeiten, dass das ein anstrengender Job ist und sie kein Geld dafür bekommen. Deswegen will das kein Mann machen. Da ist es sogar im Gegenteil so, das wollen so wenige Männer machen, dass du keine Quote brauchst. 
Wenn du ein Mann bist und Kindergärtner sein willst, dann hast du morgen ein Job, weil jeder dich haben will, weil es zu wenige Männer gibt.

 

Dann gibt es das meist genannte Argument: 
"Frauen wollen ja auch nichts geschenkt bekommen. Frauen wollen ja nicht eine Position, weil – oh! – sie Frauen sind, sondern weil sie sich wirklich verdient haben".

Dieses Argument wird von drei Leuten benutzt:

  • Von Frauen in der Ausbildung oder im Studium (1. Kategorie). Die sagen: "Ich will kein Geschenk, ich will so Chef werden". Und das verstehe ich gut. Das verstehe ich. Aber dann warte ein paar Jahre und schau, ob du es schaffst. 
  • Und wenn du es schaffst, dann gehörst du zur Kategorie 2
    Das sind nämlich 3 Frauen in Deutschland, die es geschafft haben, Chef zu sein, die dann sagen können: "Das habe ich nicht geschenkt bekommen."
  • Die 3. Kategorie sind die Männer:
    "Wir wollen den Frauen doch nichts schenken. Das ist doch Sexismus, denen das zu schenken".
    Das ist Schwachsinn, das hat nichts mit "geschenkt bekommen" zu tun. Wenn Frauen eine Ausbildung haben oder einen Studium und nach 5 Jahren immer noch kein Job haben und merken: "Ich krebs hier untenrum, während Männer, die mit mir angefangen haben, da oben sind" dann schenkst du denen das nicht, dann gibst du denen nur die Chance, überhaupt diesen Job zu bekommen, wenn sie gleichwertig qualifiziert sind, denn das ist bisher nicht der Fall.

"Ja, aber das ist doch sexistisch. Männer werden benachteiligt, im Grunde genommen, durch die Frauenquote." 
Das stimmt so auch nicht. 


Im Moment gehen 10 von 10 Jobs an Männer. 
Mit einer Frauenquote gehen 4, wahrscheinlich nur 3 von diesen Jobs an Frauen. 
Und das stimmt: 3 Männer sind "benachteiligt", weil die kriegen den Job nicht. 
Die können aber zum Nachbarn, zum anderen Firmenunternehmen gehen, da haben sie wieder die Chance von 70% diesen Job zu bekommen. 
Das nennt man nicht Benachtiligung, das nennt man das Beenden von 2000 Jahren weiblicher, struktureller Unterdrückung. So ist das nun mal.

 

 

[Das Bild passt so gut, ich glaube es ist eins meiner Lieblings-GIFs aus dem ganzen Internet.]
[Das Bild passt so gut, ich glaube es ist eins meiner Lieblings-GIFs aus dem ganzen Internet.]

Das eigentliche Argument, das die Leute benutzen wollen, ist: "Ja gut, klar muss man ja woanders ansetzen. Das reicht ja nicht, dass man da irgendeine Quote einführt."

 

Das stimmt. Das reicht nicht. Es sorgt vielleicht dafür, dass man 10 Jahre die Quote braucht und dann nicht mehr, weil sich das dann von selbst reguliert. Aber wir müssen dieses Familienbild ändern. Unser Bild ist: Männer arbeiten und Frauen sind zu Hause.

.Und das muss nicht so sein: Beide können arbeiten und beide können zu Hause bleiben.

 

Ein Cismann kann nicht gebären, das stimmt. Die Frau muss das machen und sich dann erholen. Aber nach einem halben Jahr kann der Mann den Rest übernehmen. 45% der Männer, die kein Kindergeld nehmen, machen das, weil das strukturell von der Firma nicht erwünscht ist und vielleicht wäre das dann erwünscht, wenn mehr Frauen in einer oberen Position wären.

Commentaires: 1
  • #1

    Leila (jeudi, 16 novembre 2017 23:46)

    Ich finde es gut, dass du über sowas schreibst.