Vergewaltigungsmythen gelten zu bekämpfen, erstmal natürlich weil sie falsch sind, aber auch weil sie eigentlich dazu dienen, Frauen in ihrer Freiheit einzuschränken; beispielsweise: Eine Frau sollte nachts nicht draußen sein, eine Frau sollte sich nicht so oder so anziehen, eine Frauen sollte keinen Alkohol trinken, sie sollte nicht zu weit weg und zu lange unterwegs sein, sie sollte nicht raus ohne eine andere männliche Person, allgemein immer vorsichtig sein (aber wenn sie es tatsächlich sind, wird ihnen Paranoïa vorgeworfen), etc.
Das sind nichts anderes als Vorschriften, die an Frauen gerichtet sind und ihnen sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Es wird regelmäßig ausgenutzt, um Frauen zu kontrollieren, also wie sie sich anzuziehen hat, wo sie sein dard, mit dem sie Kontakt hat, etc., aber vorallem: Es wird den Tätern die Verantwortung abgenommen; wenn etwas passiert, wird der Frau dann Vorwürfe gemacht, weil sie nicht auf die anderen gehört hat, also weil sie nicht gehorchen hat.
Durch diesen Vorschriften wird Frauen auch vermittelt, dass sie von Männern abhängig sind, wenn sie in Sicherheit sein wollen, was ironisch scheinen kann, wenn man bedenkt, dass Frauen weniger Chancen haben als Männer auf der Straße angegriffen zu werden. Deshalb äußern Frauen bei der Partnersuche häufig den Wunsch, einen Mann zu haben, der sie "beschützt" oder sie trauen sich nachts eher nicht raus ohne den Freund.
Diese Ratschläge implizieren, dass der Vergewaltiger meistens ein Fremder ist, nachts und draußen. Wie gesagt, ist dieser Fall eher selten, da in 75% der Fällen kannte das Opfer den Täter, in 65% der Fällen passiert es im Haus des Opfers und die Hälfte passieren nachts.
Vergewaltigungsmythen führen dazu, dass sexuelle Belästigungen toleriert werden. Denn dann heißt es, dass die Frau die "Vorschriften" missachtet hat. Eine Studie [Filipas HH, Ullman SE. Social reactions to sexual assault victims from various support sources. Violence Vict. 2001;16(6):673-692] hat als Ergebnis gehabt, dass von 323 weiblichen Vergewaltigungsopfern 98,2% negative Reaktionen erhalten hätten (z.B. nicht glauben, victim blaming,...) als sie erzählt haben, dass sie vergewaltigt wurden.
In einer Studie von 1981 wurde gezeigt, dass die Angst vor Vergewaltigungen vor allem bei armen, alten Frauen oder Frauen aus ethnischen Minderheiten präsent war [12. Riger S, Gordon MT. The Fear of Rape: A Study in Social Control. Journal of Social Issues. 1981;37(4):71-92] und dass es mit bestimmten Verhaltensweisen korreliert war, z.B. Bewegungen beschränken, Schuhe tragen, womit man laufen kann, etc. Das gleiche Studie sagte auch, dass 43% nachts auf der Straße Angst hatten und "nur" 17% der Männer und dass Frauen mehr besorgt sind wegen Anfälle, obwohl es wie gesagt öfter Männern passiert