Was ist Zetetik?

Es gibt eine Methode zwischen dem "wahrscheinlich wahr" und dem "wahrscheinlich falsch" unterscheiden zu können, um Informationen zu bewerten, um sie zu vergleichen, etc. das nennt man Zetetik.

Man braucht ein Sieb, das sich kritisches Denken nennt.

- aus meinem Text über die Aufgeschlossenheit.


Was ist Zetetik? Das Wort wurde im 20sten Jahrhundert in Frankreich aus dem griechischen "zetetikós" zu "zététique" geformt und bedeutet "suchend".

 

Die Zetetik ist die Philosophie des Zweifels. Logische Fehlschlüsse werden abgelehnt und die Hypothesen, die am wenigsten Unbekanntes fordern, aus erstes überprüft. Man lernt unter anderem, Fake News zu demaskieren.

 Beispiel für den zweiten Punkt:

 

Eine Katze und eine Maus werden in eine Box gestellt.

Zwei Stunden später ist nur noch die Katze drinne.

 

Hypothese 1: Aliens aus dem Planeten Affiaz haben die Maus teleportiert und entführt.

Hypothese 2: Die Katze hat die Maus gegessen.

 

Für Hypothese 1 müsstest du überprüfen, ob es Aliens gibt, einen Planeten namens Affiaz, dass das Teleportieren geht und dass diese Aliens Beweggründe haben, dieMaus zu entführen.

Für Hypothese 2 musst du überprüfen, ob eine Katze eine Maus essen kann.

 

Da die Hypothese 2 weniger Unbekanntes fordert, überprüfst du sie als erstes.

 

Bei der Zetetik geht es darum, sich vor falschen Urteile zu schützen, die von der Imperfektion unseres Verstandes resultieren (ich habe hier schon mal darüber geschrieben).

 

Die Zetetik fasst die zahlreichen Gründe zusammen, weshalb man vor hastigen Schlussfolgerungen achtgeben sollte, die uns unsere Intuition einflößt - und das auch, wenn wir glauben, rational zu denken.

 

Woher soll ich wissen, was Wissen und Glauben ist? Schwierigere Frage als man sich erstmal denkt. Und manche verwechseln es sehr gerne.

 

"Jedem seine Meinung."

 

Nö.

 

"Wieso???"

 

Weil es so nicht funktioniert. Die Erdanziehung, zum Beispiel, ist nicht nur für diejenigen real, die daran glauben, also nur für diejenigen, die es akzeptieren, dass die Gegenstände, die sie aus dem Fenster werfen, fallen. Und klar dürfen diejenigen, die dann aus dem Fenster springen wollen, glauben, dass sie fliegen werden, aber... die Realität ist eben anders.

 

Das Gute an der Wissenschaft ist, dass sie auch für diejenigen wahr bleibt, die nicht an ihr glauben? Und ja, es ist überhaupt nicht unmöglich, dass sie sich irrt, aber ihr versteht, was ich meine.

 

Man könnte über die Frage philosophieren, ob es denn überhaupt wichtig ist, die Wahrheit zu kennen. 
Aber für diejenigen, die sie suchen und finden wollen, gibt es die Zetetik, die systemisch nach Fehlern sucht.

Jup, nach Fehlern. Denn die meisten Menschen versuchen ihre Thesen zu bestätigen, obwohl es manchmal wirksamer wäre, zu versuchen, sie zu widerlegen. Man sollte nicht nur überlegen, welche Argumente man verwenden könnte, um unsere Meinung zu stützen, sondern auch welche Gegenargumente verwendet werden könnten.

Nehmen wir an, du triffst auf einen Mann, der Astrologe ist. Du denkst dir, dass es ja mega cool ist, aber du fragst dich auch, ob es überhaupt wirklich funktioniert und du nicht nur gefoppt wirst.

Wie wird dir dieser imaginäre Astrologe beweisen wollen, dass er niemanden einen Bären aufbinden will?
Er wird einen Text über Person A schreiben und Person A den Text zum Lesen geben. 
Nehmen wir an, dass Person A meint, dass das Geschriebene stimmt. Ist es jetzt also bewiesen, dass dieser Astrologe die Wahrheit sagt? Nein.

Dass die These bestätigt werden kann, heißt nicht, dass man sie nicht auch widerlegen kann. (Und dass es einmal klappt, heißt auch nicht, dass es immer klappt – aber das ist gerade nicht das Thema.)

Also schlägt der Astrologe vor, drei verschiedene Personen anhands ihres Sternzeichen zu beschreiben. Das macht er und alle drei stellen fest, dass sie sich darin wieder erkennen. Ist es ein Beweis, dass die Astrologie zuverlässig ist? Nope, auch nicht.

Das Problem ist, dass nur versucht wird, die These zu bestätigen und nicht zu widerlegen. Man kann selber versuchen, seine eigene These zu falsifizieren, aber man kann sich auch andere zur "Hilfe" holen – und meistens ist es wahrscheinlich das beste. 

Was ist, wenn die Personen, die ihre Texte bekommen, selber bestimmen sollten, welcher der Texte am besten zu ihnen passt? Das würde nicht mehr funktionieren. Klar können sie zufällig das richtig nehmen, aber da wäre es eben Zufall und keine nachweisbare Logik.

(Ich gehe in diesem Text davon aus, dass die Ursache, für den Eindruck, dass Astrologie-Texte zu uns passen, der Barnum-Effekt ist, natürlich habe ich das Experiment nicht in echt durchgeführt [auch, wenn dieses Experiment wirklich existiert, was ihr mit einer Internet-Recherche überprüfen könnt], aber es soll eigentlich nur veranschaulichen, was ich meine.)

Auch könnte man diese Beschreibungen mit anderen vergleichen, nämlich die von Psycholog·inn·en. Personen A, B und C lassen sich von einer Psychologin beschreiben und dann können sie alle am Ende selber entscheiden, welcher Text am besten zu ihnen passt. Wird es klappen? Wenn es besser klappt, könnte man daraus schlussfolgern, dass die Psychologie zuverlässiger ist als Astrologie. (Es geht in beiden Fällen darum, die Persönlichkeit einer Person zu beschreiben.)

Was man ebenfalls machen kann, ist ein weiterer Astrologe und eine weitere Psychologin dazu nehmen, die dann die Texte des anderen den für sie richtigen Personen zuordnen. Wer wird es besser hinkriegen?

« Astrologie... ist Spinnerei? »

Ja.

« Das ist bewiesen? »

Nein.

Das ist nicht bewiesen, aber eine These sollte ja von der Person bewiesen werden, die sie aufgestellt hat... Jemand behauptet, er habe in seinem Garten sechzehn unsichtbare Einhörner – er wird doch nicht von anderen erwarten, dies zu beweisen. Er wird auch nicht von anderen erwartet, dass sie das Gegenteil beweisen, wenn sie ihm nicht glauben wollen, obwohl er selbst nicht seine Behauptung bewiesen hat.

Das ist bei anderen Themen aber anders. Das beste Beispiel ist, wenn von atheistischen Menschen erwartet wird, dass sie Gottes Inexistenz beweisen. Man kann aber nicht etwas, was nicht existiert, beweisen. Wenn du sagst, "es gibt keine grüne Fledermäusen", dann kannst du es nicht mit Sicherheit wissen, da es auch einfach nur sein kann, dass du sie noch nicht gefunden hast. Wenn es keine Beweise für eine Behauptung gibt, kannst du sie auch ohne Beweise ablehnen. (Du MUSST nicht!)

Wenn ich sage, dass Astrologie Spinnerei ist, dann kann ich das nicht zu hundert Prozent wissen; man kann sagen, dass es eine subjektive Meinung ist, aber man müsste dann auch sagen, dass es subjektiv ist, wenn ich sage, dass meine Nachbarin spinnt, wenn sie behauptet, mit einer sprechenden Katze zu leben, da ich es auch nicht zu hundert Prozent wissen kann.

Und wie wir wissen, ist es in der Realität nicht so. Wenn ich sagen würde, dass sie lügt, würden alle (bzw. die meisten) auf meiner Seite sein und mein Gesagtes als Fakt darstellen (und nicht als subjektive Meinung).

Vielleicht werde ich irgendwann mal schreiben, was ich zur "flachen Erde"-Thematik denke. Es würde nicht darum gehen, dass ich denke, dass die Erde flach ist, sondern darum, dass Menschen, die falsch liegen, auch bessere Argumente haben können, als diejenigen richtig liegen. (Ich meine nicht, dass es für die Erde als Kugel keine gute Argumente gibt, sondern dass wenn ich die Argumente der Allgemeinheit der Menschen, die diese Ansicht vertreten, bewerten müsste, würde ich ihnen eine 6 [die schlechteste Schulnote in Deutschland] geben.)

« Die Abwesenheit der Beweise einer Sache beweist nicht die Abwesenheit der Sache.  »

Ja, das stimmt; aber wie gesagt, dann gäbe es vieles, was ich nicht ablehnen könnte. Ich könnte nicht ablehnen, dass dein Haus von zwei Millionen gelben Ameisen gefressen wurde oder dass du aus einem Paralleluniversum kommst. Aber ich kann und sollte auch nicht alle Behauptungen annehmen. Denn manche widersprechen sich. Entweder ist der Polytheismus, der Monotheismus oder der Atheismus richtig. Aber ich muss ja zwei von den drei Sachen ablehnen, wenn ich kohärent (in meiner Weltanschauung) bleiben möchte. Das heißt ja nicht, wenn ich sage, dass ich Atheistin, Monotheistin oder Polytheistin bin, dass ich auch gnostisch bin. Dennoch halte ich eben zwei dieser Denkweisen nicht für wahr (und habe hoffentlich Argumente dafür – wobei das nicht wirklich immer sein muss; wenn ich andere überzeugen will aber schon).

(Argumente zu haben, heißt nicht, dass man Recht hat. 
Keine Argumente zu haben, heißt nicht, dass man Unrecht hat.)

"Monotheismus ist Quatsch" Normalerweise müsste man, obwohl es so behauptet wird, als sei es ein Fakt, als außenstehende Person wissen, dass es sich um eine subjektive Meinung handelt. (Es wurde nicht "Ich halte Monotheismus für Quatsch" gesagt.)

Genau so wie "Astrologie ist Spinnerei": Es wird so behaupetet, als sei ein Fakt, aber als außenstehende Person müsste man wissen, dass es eine Meinung ist, halt (wissenschaftlich) begründete Meinung, die deshalb von der Mehrheit als Fakt dargestellt wird. Kann man sagen, es ist KEINE Meinung? Generell sagt man auch nicht, dass die Evolutionstheorie oder dass die Erde um die Sonne kreist Meinungen sind, sondern Fakten.
Dabei wurden beide Thesen noch nicht bestätigt. Sie wurden nur noch nicht widerlegt. 
Wenn man etwas nicht beweisen kann, dann sagt man, dass es wahr ist bzw. man hält es für wahr, wenn es nicht widerlegt wurde.

Wie man sieht, man kann nicht immer differenzieren, was Wissen und Glauben ist, denn man kann manche Dinge nicht widerlegen und andere kann man nicht bestätigen. Manchmal hält man manche Dinge für faktisch wahr / falsch, aber man vergisst, dass man es nur denkt, weil das Gegenteil nicht bewiesen werden konnte.

Deshalb bildet man sich eine Meinung, aber man bleibt OFFEN für Gegenbehauptungen, was leider viele nicht sind, siehe die "flache Erde"-Thematik. (Es heißt ja nicht, dass man es einfach so hinnehmen sollte, wenn jemand behauptet, die Erde sei flach, sondern es heißt eher, dass man anerkennt, dass die Behauptung "die Erde ist eine Kugel", die man es für einen Fakt hält, eigentlich nur ein Glauben ist, da man es nur hingenommen hat und dass es es deshalb wert ist, hinterfragt zu werden und dass es kein Zeichen von Dummheit ist, über eine von der MEHRHEIT einfach so hingenommene Behauptung nachzudenken.
Natürlich, nur weil du über eine Sache nachgedacht hast und auf einem anderen Ergebnis als die Mehrheit gekommen bist, heißt es keinesfalls direkt, dass du recht hast.)

 

Offen zu sein, heißt überhaupt nicht, dass man jede Idee annehmen sollte (siehe dieser Text), sondern dass man erkennt, dass das, was man für Fakten hält, eigentlich manchmal nur unserer Meinung nach Fakten sind (klingt sehr paradox, jap).

 

Wenn man ein offener Mensch sein will, sollte man über Werkzeuge verfügen, um Behauptungen, die man vergessen sollte von Vehauptungen, denen man Beachtung schenken kann, unterscheiden zu können. Das sind die zetetischen Werkzeuge.

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