Animal Liberation Front

Ich habe mir im letzten Monat "Okja" angeschaut. Das ist ein amerikanisch-südkoreanischer Film, der dieses Jahr im Juni auf Netflix rausgekommen ist und um ein Mädchen namens Mija geht, das verhindern will, dass ein Unternehmen ihr Freund Okja, eine Mischung aus Nilpferd, Hund und Schwein, für's Essen schlachtet. Im Film kommt die ALF vor.

 

Aber als ich mit anderen (Veganer-inne-n) darüber geredet habe, konnte ich feststellen, dass nicht alle wissen, was sie ist und deshalb habe ich mich spontan dazu entschlossen, es jetzt zu erklären.

 

ALF steht für "Animal Liberation Front" und es handelt sich um eine 1976 gegründete Tierrechtsaktivistengruppe, die die Abolition der Tierausnutzung als oberstes Ziel hat.

Ihr Logo ähnelt dem Anarchie-Zeichen, es ist also ein Kreis mit einem A in seinem Inneren, in das obere Loch befindet sich das L und unten das F.

 

 

 

Ein ähnliches Zeichen ist das Symbol mit dem V auf dem A, das aber für Veganarchismus steht.

 

 

Die ALF ist nicht-hierarchisch (= anarchisch), es gibt keinen offiziellen Leader. Sie besteht aus vielen automen Zellen, die auch Einzelpersonen sein können.

 

Um sich als Mitglied der ALF zu sehen, muss man vegan leben - oder wenigstens vegetarisch, sollte man es nicht anders können - und die 4 Prinzipien respektieren:

  1. Die Tiere sollten aus den Orten, wo sie zum Opfer werden, befreit werden. Damit sind zum Beispiel Tierversuchslabore, Pelzfarmen, Massentierhaltung, etc. gemeint. Dann sollten sie in Orte gebracht werden, wo sie bis zu ihrem Lebensende in Ruhe gelassen werden können.
  2. Den Leuten, die vom Tierleid profitieren, soll ökonomischen Schaden angerichtet werden.
  3. Der Öffentlichkeit muss das Horror, das den Tieren angetan wird, mit gewaltfreien Methoden aufgezeigt werden.
  4. Aufpassen, dass kein Mensch oder nichtmenschliches Tier verletzt oder gar getötet wird (bisher wurde noch nie jemand durch die ALF getötet).

Alle, die etwas gegen Tierleid unternehmen, indem sie die Tiere aus den Orten befreien oder den Unternehmen, die von Tierleid profitieren, Schaden anrichten, dürfen das zum ALF bekennen.

 

Da vieles, was sie tun, illegal ist (Tiere befreien, Sabotage, Anschläge, etc.), tragen sie Masken und sind anonym. Von manchen werden sie als Ökoterrorist-inn-en bezeichnet, wobei das eher was mit der Umwelt zu tun hat (und Veganismus hat an sich nichts mit Umweltschutz zu tun [Link]).

Falls manche nicht wissen, was Ökoterrorismus ist: Dazu zählen illegale Handlungen, die mit der Umwelt zu tun haben, wie beispielsweise Sabotageaktionen in Industrieanlagen. Die Betroffenen sehen dieses Wort als Propagandabegriff, da er nicht für Handlungen stehen sollte, die der Umwelt nutzen, sondern für Handlungen, die der Umwelt schaden. Abholzen von Urwäldern, den hohen CO2-Ausstoß der Industrienationen, Übernutzung an Ressourcen, die Nutzung von Atomkraft und vieles mehr.

 

Die ALF hat eine Schwesterorganisation, nämlich die ELF, die für "Earth Liberation Front" steht. Sie führen Wirtschaftssabotage-Aktionen durch, um die Umweltzerstörung aufzuhalten. Andere Aktionsformen von ihnen sind: Sachbeschädigung von Anlagen, die der Umwelt oder Tieren schaden.

 

Ein häufiger Slogan, den man von der ALF hört, ist: Wir kämpfen bis jeder Käfig leer ist, nicht bis jeder Käfig gemütlich ist.


Wie man es sich denken kann, werden sie viel kritisiert und zwar auch von anderen, weniger radikalen Aktivist-inn-en. Ich schreibe einfach alles auf, was ich bis jetzt gehört habe:

  1. Das würde nichts bringen - zwar schon für die einzelnen Tiere, aber nicht für die Tiere insgesamt, weil das kaputte Material auch ersetzt werden kann, sodass das Tieretöten danach genau so weiter geht, da die Nachfrage bleibt. Die Leute, die damit ihr Geld verdienen, lassen sich nicht davon abhalten. Damit sich das alles ändert, muss sich die Norm des Fleischessens (Karnismus) sowie die Norm, dass Tiere moralisch minderwertig seien (Speziesismus), ändern. Die Gesellschaft muss sich ändern, damit die Konsument-inn-en sowas nicht mehr befürworten.
    Das sieht die ALF generell aber anders, nämlich dass Boykott zwar wichtig ist, aber dass aus verschiedenen Gründen nicht alle in der Lage sind, da mitzumachen, sodass diese Macht des Konsumenten nur begrenzt ist. Man müsste etwas bei den Leuten machen, die direkt dafür verantwortlich sind (Konsument-inn-en sind es nur indirekt), das heißt, die Kapitalist-inn-en, die von Tierleid profitieren (wie gesagt sind ihre Gegenmaßnahmen: Sabotage-Aktionen, um ökonomischen Schaden anzurichten) oder die Hobby-Jäger-innen/Fischer-innen/etc., die sich bewusst dafür entschieden haben, in ihrer Freizeit Tiere zu töten (Fleischesser-innen entscheiden sich generell nicht bewusst für Tierleid, das ist eine der Karakteristik des Karnismus).

  2. Sie würden Menschen vom Veganismus und Tierrechtsfragen verabscheuen.

  3. Sie seien antihumanistisch. Natürlich, es gibt mehrere Definitionen des Humanismus. Hier muss ich aber anmerken, dass der Humanismus von seiner ursprünglichen Definition her speziesistisch ist, da es darum ging, zu sagen, dass der Mensch das höchste auf Erden sei und alles, was es gibt, für ihn da ist. Es gibt heute immer noch speziesistische Aspekte, wie beispielsweise der Begriff "Menschlichkeit".

  4. Sie seien nur für Tierrechte und nicht für Menschenrechte. Klar, man kann nicht für jeden einzelnen Individuum reden. Aber generell und offiziell setzen sie diese Menschen für allgemein soziale Gerechtigkeit ein, gegen soziale Hierarchien (das bedeutet nicht nur, dass Menschen die höchste soziale Gruppe sein soll, sondern auch nicht dass beispielsweise Weiße als die höchste, sogenannte "Rasse" gelten). Die ALF ist eine eindeutig linke Gruppe, deshalb sind ihre Mitglieder meistens auch antirassistisch, feministisch, antikapitalistischund umweltbewusst.

  5. Weiterer häufig vorkommender Kritikpunkt: Zwar wollen sie niemanden töten, aber sie können das bei mancehn Aktionen eigentlich nicht verhindern, dass es zu einem Unfall kommt. Deshalb wollen sich die allermeisten Tierschutzorganisationen von ihnen distanzieren, aber die ALF selbst will nichts mit den meisten Tierschutzorganisationen zu tun haben, weil sie zu welfaristisch sind.

  6. Ihnen wird Terrorismus vorgeworfen. (Vom FBI werden sie als terroristische Organisation klassifiziert.)

  7. Sie wären antidialog, sie würden das Gespräch nicht suchen (was für mich ein äußerst naives Argument ist).

  8. Das, was sie machen, ist illegal, also nicht gut. Für die ALF ein schwaches Argument, da Gesetze nicht vorgeben können, was richtig und falsch ist und sie rechtfertigt sich damit, dass wenn es sich um Menschen handeln würde und genau das gleiche machen würden, wären sie Helden.

 

Was ist eure Meinung dazu?

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