Vegephobie - Teil I

Anmerkung: Wenn ich "VEG*" schreibe, meine ich immer: Veganer-innen, [Ovo-/Lakto-/Pollo-/(etc.)-]Vegetarier-innen, Pescetarier-innen, etc.


Kämpfe gegen Ungerechtigkeit wurden immer von kleinen Gruppen gestartet, die die Gesellschaft hinterfragt und kritisiert haben. Je mehr darüber diskutiert wurde, desto mehr ist die kleine Gruppe gewachsen und so wurde sie verstärkt.

Diskutieren ist wichtig, famit sich die Lage der Tiere in unseren menschlichen Gesellschaften verbessert.

Jedoch wissen Aktivist-inn-en, dass dies sehr, sehr schwierig ist, obwohl die Logik des Veganismus sehr simpel ist:

Die Tiere wollen nicht leiden und nicht getötet werden, wir haben es nicht nötig, sie leiden zu lassen und zu töten, also töten wir sie auch nicht.

Wenn jemand vor anderen auf die Probleme der nicht-menschlichen Tiere aufmerksam macht, stoßt er oder sie oft auf Ablehnung.

 

Update: Es ist mir wichtig, anzumerken, dass ich sehr viel an diesem Text verändert habe. Ich habe, damals als ich es auf Wattpad hochgeladen, viele Ausdrücke, Vergleiche und Argumente verwendet, die nicht in Ordnung waren. Dass mich niemand darauf aufmerksam gemacht hatte, hat mich lange sauer gemacht. Es gibt keine Vegephobie. Veg* werden nicht unterdrückt. Die Opfer des Systems sind die nicht-menschlichen Tiere. Antispeziesist-inn-en sind diejenigen, die ihnen helfen. Feminist-inn-en werden nicht unterdrückt, sondern Frauen. Man sagt auch nicht "Feministenphobie", sondern "Antifeminismus".

Warum thematisiere ich Antiveganismus? 

 

Wenn manche VEG* mit antiveganen Bemerkungen konfrontiert werden, entmutigen sie sich. Beispielsweise indem sie aufhören, sich vegetarisch / vegan zu ernähren oder sie machen daraus ein Geheimnis. Vielleicht erzählen sie nicht die richtigen Gründe für ihren Vegetarismus / Veganismus oder reduzieren ihn auf eine persönliche Entscheidung. Ihr Gesagte wird immer wieder delegitimiert: Es wird so getan, als sei es lächerlich und absurd.

Leute können behaupten, VEG* seien krank, weil sie zu sensibel seien. Manche VEG* fühlen, sie hätten zu betonen, dass sie nicht zu den "extremen VEG*" gehören. Befinden sie sich in einem toxischen Umfeld, werden VEG* ausgelacht, verspottet und ausgeschloßen. Selbstverständlich ist Spott und unaufhörliche Verstandlosigkeit dann schlimm für sie, vorallem wenn sie sich allein fühlen und sie alle um sie herum - bewusst oder unbewusst - belästigen.

 

A

Spott ist die häufigste antivegane Reaktion. Sie wirkt unschuldig, aber die Tatsache selbst, dass VEG* für manche permanente Zielscheiben zu sein scheinen, ist es nicht. Dieser Spott versucht VEG* zu destabilisieren und leugnet die Entschaftigkeit ihrer Entscheidung. Etwas dagegen zu unternehmen, lässt VEG* als unsympathische, aggressive oder unangenehme Personen erscheinen. Das ist aber Belästigung und führt dazu, dass VEG* es nicht mehr für lohnend halten, ihr Standpunkt zu verteidigen, der ja eigentlich simpel zu erklären ist. Aber da ist die Falle: Diskutieren sie nicht mehr mit anderen, sind sie "kritikunfähig" und "nicht offen für Diskussionen", was also bedeutet, sie seien "Extremisten", die "nicht in der Lage sind, ihre Überzeugungen zu hinterfragen" (wie ironisch!).

Auch wenn sie versuchen, nicht auf diese Bemerkungen zu achten, führt es oft dazu, dass sie nicht mehr offen über das Thema reden, sondern nur noch eingeschränkt.
Zu diesem Spott zählt die "intellektuelle Unaufrichtigkeit": Manche Fragen und Bemerkungen haben wirklich nur das Ziel, VEG* zu provozieren. "Die Karotte schreit auch, wenn du sie aus der Erde holst!", "Willst du Bambi nicht essen?". Dies kann auch homophob und sexistisch werden, wenn es an einem Jungen gerichtet ist: "Du bist doch kein-e Mädchen/S.!" Die Tatsache, dass versucht wird, nachzuempfinden, was die Tiere fühlen, wirkt für einige Nicht-VEG* als "irrational", "lächerlich" oder übertriebene Sensibilität.

Für diese Leute bedeutet das, dass die Gefühle der VEG* ihren Verstand in die falsche Richtung lenkt. Da diese Art von Sensibilität belächelt wird, kann es sein, dass wenn sie "zugeben", dass ihnen die Tiere Leid tun, die Beschuldigung des Spottes bestätigt wird. Und über das, was irrational ist, kann nicht diskutiert werden...

 

Diese Denkweise ist sexistisch. Menschen lehnen Überzeugungen, die sich auf Mitgefühl und Empathie stützen, ab, weil Gefühle und Sensibilität als feminin gelten, sie werden mit Weiblichkeit und somit Schwäche in Verbindung gebracht und ein "richtiger Mann", der rational denkt, muss seine Gefühle abschalten können und Fleisch essen. Dass Vegetarismus / Vegansimus bei weiblichen Personen eher akzeptiert wird, kommt davon, dass sie schon aufgrund ihrer Weiblichkeit herabgesetzt und ihre Einstellungen delegitimiert werden: Da Frauen emotional sind, sind sie unvernünftig, erstnehmen muss man sie nicht. Es ist auch eher "typisch Mädchen" sich für Tiere zu interessieren (was aber aus dem selben Grund ist).

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"Aber was isst du? Steine? Gras?", "Du machst, was du willst, aber irgendwann wirst du Mangelerscheinungen haben!'

 

Ernährungstipps von Menschen, die keine Ahnung haben, können verwirrend sein. Diese Menschen sind meist aber auch extrem misstrauisch. Die Leugnung von Tatsachen ist sehr entmutigend und zeigt VEG*, dass sie nicht mit anderen vernünftig disutieren können. Oder es wird deutlich gezeigt, dass die Leute nichts dauz lernen wollen, z.B. wenn ein-e Veganer-in zum Essen eingeladen wird und es aber nichts Veganes zu essen gibt. Oder wenn, und das passiert immer wieder, einem/einer Veganer-in "ausversehen" Fleisch oder ein anderes Tierprodukt im Teller serviert wird.

 

Pi (nicht auf Wattpad): "Ich bin Veganer aus ethischen Gründen und gehe oft bei den Eltern meiner Freundin essen. Ich habe ihnen sehr oft alles erklärt, aber sie verstehen es nicht oder wollen es nicht verstehen, vorallem, was Milch und Eier angeht. Sie machen ständig Fehler und haben mir schon alles mögliche an nicht-veganes Essen serviert. Zum Beispiel Sauerkraut mit Speck ("oh, das habe ich gar nicht gesehen"), eine Torte mit Eier und Sahne ("achso, das wusste ich nicht..."), Nudeln mit Käse und vieles mehr. Ich habe nie genörgelt, sondern habe immer versucht, das Essen höflich abzulehnen. Aber sie haben sich nie dafür entschuldigt und meinten manchmal sogar, es sei aus verschiedenen Gründen meine Schuld, darunter, dass ich so "sensibel" oder "streng mit mir" sei. Oft habe ich nur Kartoffeln mit Brotscheiben gegessen. Deshalb habe ich eines Tages vorgeschlagen, dass ich das nächste mal das Essen vorbereite und sie waren alle damit einverstanden. Also habe ich an dem Tag alles mitgebracht, was ich brauchte und was hat die Mutter gemacht? Sie hat einfach Fleisch neben das fertige Gericht gelegt, um es zu "vervollständigen", falls der Bruder oder Vater noch Hunger hätten! Was soll ich denn tun, damit sie es endlich verstehen? Sie haben gesagt, dass ich ihre Freiheit einschränke und dass sie sowieso nur selten Fleisch essen. Das hat die Sache noch schlimmer gemacht! Das würde bedeuten, dass es nicht zu schwierig wäre, wenn sie kein Fleisch essen würden, wenn ich bei ihnen esse (was ich aber nie verlangt habe) und gerade an diesem Tag, wo ICH koche, wäre es kein Problem gewesen! Es ist doch nichts Übermenschliches an einer Mahlzeit, einmal pro Jahr, kein Fleisch zu essen... Auch hier hat sich niemand entschuldigt, sondern sie haben gesagt, ich sei "zu extrem", dass ich die Menschen "teilen" will und dass es Schlimmeres gibt. Meine Freundin ist zwar Fleischesserin, aber sie hat glücklicherweise verstanden, dass es mich verletzt hat."

C

"Aber... Fleisch schmeckt doch gutIch versteh dich nicht", "ich könnte sowas nicht, ich lieeebe Fleischlecker lecker", "du weißt nicht, was du verpasst", "aber manchmal hältst du das sicherlich nicht mehr aus, ne", "vegetarisches/veganes Essen ist soooo ekelhaft" Diese Aussagen gehen davon aus, dass der Wunsch der Tiere zu leben weniger wichtig ist als der Wunsch des Menschen ihr Fleisch zu essen. Also dass der Mensch das absolute Recht über Leben und Tod nicht-menschlicher Tiere hat.

D

solange_b : « Nachdem ich bei einem Freund war und nach Hause wollte, habe ich die Gelegenheit genutzt, "Freunde" zu besuchen, die zufälligerweise an diesem Tag am Grillen waren. Ich war gerade seit zwei Minuten da und ich hatte mich noch nicht hingesetzt, dass sie schon zu viert am Schäkern waren. Zwanzig Minuten haben sie sich totgelacht und haben Spieße genommen, sie unter meiner Nase gerieben und Tiere nachgeahmt. Sie sagten "Hm, hörst du wie das kleine Kälbchen abfackelt? Ah nein, es ist ein Schwein..." und als ich ihnen sagte, dass sie aufhören sollten, schlug eine "Freundin" zurück: "Ja hör zu, man muss zu seinen Entscheidungen stehen können. Was hast du denn erwartet?" »

Eine Solidarität gegen VEG* kann sich sehr leicht entwickeln, sie sind ja auch eine Minderheit.

Ich denke, dass es jeder so sieht, dass es daran liegt, dass die ethischen Ansichten sie stören. Und damit sie nicht damit konfrontiert werden, vereinen sie sich, damit den VEG* die Lust vergeht, über Tiere bzw. das Thema zu reden, was aber kaum möglich ist, wenn man zum Beispiel bei jemanden zum Essen eingeladen wird, der nichts davon weiß; es sei denn, man bleibt still und zwingt sich.

Manche haben vielleicht das Glück, dass ihr Umfeld sie respektiert, aber es kann auch sein, dass man von Menschen umgegeben ist, die meinen ständig immer wieder die gleichen "Witze" zu wiederholen ("ihr VEG* habt keinen Humor!!!!!!"), zu betonnen wie nicht-vegan ihr Essen ist oder dir, wie gesagt, "ausversehen" Fisch, Eier, etc. servieren.

Vielleicht habt fleischessende Freunde/innen, die Veganismus-Witze machen, worüber ihr lachen könnt, aber ihr müsst immer wissen, was für euch Humor und was Belästigung ist und euch nicht einreden lassen, dass ihr etwas, was euch verletzt, lustig ...


Vielleicht habt fleischessende Freunde/innen, die Veganismus-Witze machen, worüber ihr lachen könnt, aber ihr müsst immer wissen, was für euch Humor und was Belästigung ist und euch nicht einreden lassen, dass ihr etwas, was euch verletzt, lustig finden solltet, wenn ihr ein/e "nette/r / coole/r" Veganer/in sein wollt. Zum Beispiel ist der Bericht von solange_b für mich eindeutig Belästigung.

Hinter diesem "karnistischen Humor" versteckt sich ja eigentlich (oft) die Ablehnung des Veganismus: Sie wissen, dass wenn sie eine rationale Diskussion mit VEG* über das Thema starten würden, werden sie am Ende unrecht haben; deshalb wissen sie nichts anderes als Witze zu machen oder "hmmmm, lecker Fleisch!!!" zu rufen.

Das Schicksal der Tiere ist aber an sich kein spaßiges Thema und ich weiß nicht, was daran lustig sein soll, wenn jemand sich dazu entscheidet, an sie zu denken. Das Problem ist heikel, denn egal, was deine Reaktion gegenüber dieser Attacken, Belästigungen, etc. ist, am Ende ist man so gut wie immer Verlierer (also das ist man eigentlich nicht, da keine argumentative Diskussion vorhanden war, aber dein Gegenüber bekommt dieses Gefühl):

a) Entweder man akzeptiert die Bemerkungen, weil man Streit verhindern will, weil man zu schüchtern ist oder weil man denkt, dass die Person keine böse Absicht hat, obwohl es verletztend ist. So bestätigt man der Person, dass es kein ernstes Thema ist, dass selbst du, als VEG*, darüber lachen kannst und akzeptierst, dass andere darüber Späße machen. Bestenfalls bzw. schlimmstenfalls nehmen sie dich dann als Beispiel, um andere VEG* zu nerven: "Ich kenne einen VEG*, der darüber lachen kann! Du bist das Problem, du hast einfach keinen Sinn für Humor! Dafür kann ich nichts, Pech, wenn es dich verletzt! Dafür entschuldige ich mich sicher nicht!". Da erreicht die Vegephobie ihr Ziel: Das Leiden der Tiere und die ganze Problematik drumrum wird kleingemacht.

b) Die zweite Möglichkeit ist, dass man auf die Bemerkungen antwortet, dass es kein lustiges Thema ist, dann ändert sich die Atmosphäre und die anderen sagen in den meisten Fällen, dass man viel zu ernst ist, dass wir "Spielverderber" oder sonst was der Art sind und da ja jeder anders ist kann es vielleicht auch sein, dass der eine oder andere aggressiv "wirkt" oder tatsächlich wird.

"Warum werden Veganer immer direkt beleidigend, wenn man sie mal beleidigt?" @DerArtgenosse
"Warum werden Veganer immer direkt beleidigend, wenn man sie mal beleidigt?" @DerArtgenosse

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Viele "Argumente", die VEG* zu hören bekommen, basieren weder auf Fakten, noch sind sie logisch. Ich habe ja diese 100 Argumente aufgeschrieben und da haben mir manche Nicht-VEG* geschrieben, dass sie zwar FLeisch essen, aber trotzdem viele der aufgelisteten karnistischen Argumente keinen Sinn ergeben. Es wurden mir aber ALLE schon mal gesagt. Sie sind nicht erfunden; es gibt tatsächlich Menschen, die sagen, "aber wenn man dem Fleisch Danke sagt, ist es okay, es zu essen!".

"[...] Allerdings war es mir sehr wichtig, alles zu verwenden. [...] Ich könnte mir vorstellen, dass es hilft, sich ein Ritual zu schaffen [...]. Ich würde mich vorher beim Tier entschuldigen und bedanken."
"[...] Allerdings war es mir sehr wichtig, alles zu verwenden. [...] Ich könnte mir vorstellen, dass es hilft, sich ein Ritual zu schaffen [...]. Ich würde mich vorher beim Tier entschuldigen und bedanken."

Aber manchmal behaupten sie auch ir-gend-et-was (wahrscheinlich einfach nur um etwas gesagt zu haben) ohne sich Gedanken drum zu machen, um das Gesagte überhaupt richtig ist oder nicht. Das ist eine Art von Spott, die VEG* mitteilt "ich bin zu allem bereit, um gegen dich zu sein... Dazu zählt dich nicht zu respektieren, indem ich irgendeinen Blödsinn erzähle. Dich und deine Ideen kann ich nicht respektieren, erwarte einfach nichts von mir".

 

Man merkt schnell, dass diese unsinnigen Sätze nur dazu da sind, VEG* zu demotivieren oder um eine Diskussion zu verhindern, wo sie mit ihrem schlechten Gewissen konfrontiert werden.

 

Besonders schwer gegenüber Bemerkungen zu reagieren, ist es, so sehe ich das, 

  • wenn man schüchtern ist,
  • wenn man erst vor Kurzem VEG* geworden ist
  • wenn man ein Kind ist,
  • wenn man eh schon von (einer) Gruppe/n ausgeschlossen wird
  • wenn der Gegenüber eine Autoritätsperson ist,
  • ... (sicherlich gibt es noch andere Situationen, die mir sehr gerne schreiben könnt)

Manche wissen nicht richtig, wie sie auf diese "Scherz" ntworten sollen oder wissen nicht, dass manche Bemerkungen nicht wirklich ernst sind, sondern nur um sie zu ärgern.

 

Deshalb ist es wichtig, dass darüber, zumindest zwischen Veganer-inne-n, geredet wird.

 

Den zweiten Teil findest du hier.