Vegephobie - Teil II

Verleugnung

 

Es wird manchmal so getan, als gäbe es keine VEG*, als würden wirklich 100% der Menschen Fleisch essen. Nicht in allen Schulen, Krankenhäuser, Altersheime, etc. gibt es eine - zumindest - vegetarische Alternative beim Essen. Nicht in allen Gesundheitswegweisern gibt es Tipps für VEG*, meistens steht da zwar nicht direkt, dass es Pflicht ist, Fleisch zu essen, aber man versteht es so, weil nirgends erwähnt wird, dass man es anders machen kann, weil davon ausgegangen wird, dass es alle auf dieser Weise machen können und wollen.

 

Dann wird in Geschichtsbüchern nie etwas von Vegetarismus (der je nach Zeitepoche Veganismus bedeutet hat) erwähnt, also wie er sich entwickelt hat, was Fleischkonsum für die verschiedenen Völker bedeutet hat, etc. - was dazu führt, dass geglaubt wird, Veganismus sei etwas völlig Neues, die Menschen würden sich in etwas völlig Neuem wagen.

Das ist ein kleines bisschen ähnlich mit der LGBT-Community: Gab es Zeiten, wo beispielsweise Homosexualität vollkommen toleriert wurde? Gab es Völker, die ohne das binäre Geschlechtersystem gelebt haben? Das führt auch dazu, dass Menschen glauben, lgbt zu sein ist ein Ergebnis der "modernen Gesellschaft".

 

Es wird in Biografien bekannter Menschen, wie z.B. Albert Einstein, Leonardo da Vinci, Pythagoras, Rosa Parks, etc. nie was von ihrem Fleischverzicht erwähnt. Nicht mal bei Menschen, die politisch engagiert waren!

 

Wenn VEG* in Werbungen vorkommen, sind sie voller Klischees und verhalten sich richtig komisch. Zum Beispiel kenne ich eine Fleischwerbung, wo die Eltern ihren Sohn zwingen, Salat und Tofu zu essen und weil er traurig ist, kaufen sie doch Fleisch. Man sieht sogar, wie ihm eine Träne auf die Wande fließt, weil er so glücklich ist, weil es sooo lecker ist. Stellt euch vor eine Werbung mit einer muslimischen Familie, die doch Schweinefleisch isst, weil es super schmeckt.

Vielleicht wäre dieses Video lustig, wenn nicht mit Sätzen und Mythen gespielt werden würde, die sich VEG* sich dauernd anhören müssen und müde machen.

 

Wenn VEG* wie normale Menschen und auch richtig repräsentiert werden würden, wäre es viel besser, damit Menschen nicht denken, dass VEG* komische, besondere Menschen sind und dass es schwierig ist, eine-r zu sein.

 

In den Herbstferien bin ich mit einer Reisegruppe nach Italien und da war es auch unmöglich, wenigstens vegetarisch zu essen, aber das ist nicht das, was ich sagen will, sondern: Schon am ersten Tag war das Problem, dass das Fleisch beim Mittagessen enorm vielen Menschen nicht geschmeckt hat, sodass sie ihre Teller zurückgegeben haben - und bis zum Abendessen haben sie gesagt, dass sie nichts gegessen haben, obwohl es im Teller noch Salat, Mais, Tomaten,... gab. Aber auch das haben sie zurückgegeben.

Warum?

 

Ich habe mehrmals im Internet gelesen, z.B. auf Twitter, dass andere ähnliche Erfahrung auch gemacht haben, dass wenn bei einem Fest oder sonst was etwas mit dem Fleisch nicht okay ist, und sie es deshalb nicht essen wollen, dann haben die Menschen das Gefühl, sie würden GAR NICHTS essen können, obwohl es sehr wohl etwas zu essen gibt.

Würde es auch so ablaufen, wenn das Problem am fleischlosen Teil des Gerichtes sein würde?


unsichtbare VEG*

 

"Was isst du jetzt?", "du wirst Mangelerscheinungen haben!", "du wirst krank werden...", etc.

 

Die Leugnung, dass der Mensch kein Fleisch mehr zum Essen braucht, hängt auch damit zusammen, dass verleugnet wird, dass VEG* existieren. Ihre Existenz wird verleugnet, wenn jemand merkt, dass sie nicht in ihr Weltbild passen. Sie existieren nicht, weil sie nicht existieren sollten, weil sie der lebendige Beweis sind, dass man ohne tierische Produkte leben kann.

 

@quantatonic: "Es gibt in der Nahe von Bekannten von mir einen Laden, der sich selbst als "ethisch" bezeichnet, aber als ich dort war, habe ich keine vegane Schuhe gefunden, also ohne (echtes) Leder. Also habe ich einen Arbeiter gefragt, was damit gemeint ist, dass die Schuhe ethisch sind und er meinte, es gibt keine Chemikalien, die Arbeiter wurden gut bezahlt, usw. und dann habe ich ihm dran erinnert, dass diese Schuhe mit toter Tierhaut hergestellt wurden und dass man es eigentlich nicht als ethisch bezeichnen kann, weil es ja nicht notwendig ist... Und dann meinte er, dass wir "ja essen müssen" (das heißt irgendwie schon, dass er wusste, wo ich hinaus will ODER er dachte, dass Leder ein Abfallprodukt der Fleischindustrie ist, keine Ahnung). Dann war ich erstmal verwirrt und dann habe ich ihm gesagt, dass man ja keine Tiere töten muss, um sich zu ernähren und dann hat er mich komisch angeschaut. Aber ich bin mir schon sicher, dass er wusste, dass es Menschen gibt, die kein Fleisch essen..."

@loolshiravid: "Als ich vor längerer Zeit Vegetarierin wurde oder werden wollte, wusste ich nicht, ob ich Nahrungsergänzungsmittel brauchte, also bin ich in einer Apotheke und die Frau an der Kasse hat plötzlich laut "WAAS?" geschrien, als sie erfahren hat, dass ich "nicht mal" Fisch esse. Sie hat mir dann proteinhyperreiche Nudeln gegeben (also für Diäten lol) und meinte kurz bevor ich wegging, dass ich sowieso Fleisch essen müsste, wenn ich schwanger werde... hä? Woher will sie wissen, ob ich schwanger werden möchte? Ich denke, sie hat einfach nur einen Grund gesucht, um die Stichhaltigkeit des Vegetarismus zu invalidieren (also dass er nicht auf lange Zeit funktioniert), indem sie es auf eine kurze Zeit des Lebens reduziert, die nicht mal jeder durchmacht."

 

unsichtbare ethische Motivation

Verleugnet wird nicht nur die Existenz der VEG* und des Vegetarismus / Veganismus, sondern auch die Gründe, die Leute dazu führen, auf tierische Produkte zu verzichten.

"Veganer nerven so! Ich mag keine Karotten, na und? Will ich deswegen jetzt anderen Menschen verbieten, welche zu essen? LEBEN UND LEBEN LASSEN!"

Es wird so getan, als sei es eine Frage von Geschmack, aber KEINER wird deswegen zum/zur Veganer/in.

Vegetarier/in vielleicht, wenn man halt den Geschmack von Fleisch nicht mag, aber was haben zum Beispiel Leder und Zirkusse mit Geschmack zu tun? Oder wie kann es sein, dass man zufälligerweise das alles nicht mag, was aus Tieren kommt? Ohne dass man es ansatzweise richtig mit den Tieren in Verbindung bringt? Es kann ja vielleicht sein, dass es jemanden gibt, auf dem das zutrifft (dann wäre dieser Jemand daber trotzdem kein Veganer, sondern lediglich "pflanzenbasiert"), aber es ist einfach so unehrlich, so zu tun, als sei es der Normalfall, wenn man vegan wird.

Und ich weiß, wieso so getan wird, als sei es Geschmacksache: Über Geschmack kann nicht diskutiert werden. So wollen sie verhindern, dass Veganismus zur Diskussion wird...

@Pi (nicht auf Wattpad): "Die Eltern meiner Freundin haben meinen Fleischverzicht nicht als moralische Handlung verstanden, sondern als eine geschmacklose, doktrinelle Unerbittlichkeit, ein religöser Reinheitswille, eine pathologische, krankhafte Phobie, durch ein "unreines" Nahrungsmittel angesteckt zu werden. Deshalb haben sie den Abend, wo ich kochen wollte, für eine freiheitsbedrohende Aggression gehalten. Wahrscheinlich."

@/anonym: "Meine Eltern wurden mehrere Jahre damit konfrontiert, dass ich keine Tiere essen wollte, bis sie irgendwann aufgaben und es mir erlaubten, mich vegetarisch zu ernähren, aber mit der Bedingung, dass ich akzeptiere, dass ich nicht normal bin und dass wenn mich Leute so tolerieren, wären sie echt "nett", weil es nicht selbstverständlich wäre. Meine Mutter erinnerte mich auch täglich daran, dass sie extra für mich kochen musste und dass sie es anstrengend fand. Dann sagten sie mir, dass es später echt schwierig für mich sein wird, weil ich nicht mit Kollegen, Chefs oder Kunden essen gehen werden könnte oder dass ich keinen Mann finden würde, weil kein Mann es aushalten würde, ein leckeres Stück Fleisch zu essen, ohne dass er ihn mit seiner Frau teilen kann( bin glaube ich eh lesbisch). Vielleicht war es nur ein Witz ihrerseits, aber ich dachte damals deswegen wirklich, dass ich nicht normal bin... Sie meinten auch, ich hätte das Bambi-Syndrom und dass man das Leid auf der Welt nicht verschwinden lassen kann, also dass es nichts bringt, wenn ich mich so verhalte."

(Das Bambi-Syndrom ist, wenn man extremes Mitlied mit nicht-menschlichen Tieren hat.)

Relativismus

Relativismus

Eine andere Art diese Gründe zu leugnen ist der Relativismus.

Die Meinung der VEG* darf nicht sein, dass man kein Fleisch, Milch und weitere tierische Produkte kaufen sollte, sie darf nur sein "jeder macht was er will und wie er es will" (aber nur auf Menschen bezogen, anscheinend). Man darf keine universellen Werte wie Gerechtigkeit berückichtigen: Der Fleischverzicht wird als "persönliche Entscheidung" reduziert.

Nur für ein Beispiel erinnern wir uns an @Quantonnic/s Anektode mit dem Arbeiter im Schuhgeschäft. Nehmen wir an, nachdem sie gesagt hatte, dass es notwendig ist, Tiere zu töten, hätte er geantwortet, dass sie nicht die selbe Ansicht der Ethik haben und immerhin sei sie subjektiv. Bravo, der Realativismus-Joker wurde eingesetzt!

Nach dem Motto: "Jeder denkt, was er will, also ist keine Diskussion mehr möglich"

Nach dem Motto: "Jede-r denkt, was er/sie will, also ist keine Diskussion mehr möglich". Töten oder nicht töten, jedem seine Entscheidung. DIe Konsequenzen sind egal.

 

Wie würde der Verkäufer reagieren, wenn jemand behaupten würde, "also ich kaufe Schuhe, die Kinder aus CHina in extrem umweltschädlichen Fabriken hergestellt hbaen, das ist mit meiner Ansicht über die Ethik vereinbar".

 

Jedoch scheint der Relativismus zu implizieren, dass auch Veganismus respektiert wird, da behauptet wird, jede Meinung sei gleichermaßen zu tolerieren. 'Ich respektiere, dass du VEG* bist, also respektiere, dass ich Fleisch esse!" Als ob die Entscheidung, zu töten oder nicht, auf das Gleiche ankäme. Als ob die Konsequenzen symmetrisch seien. Man kann in Versuchung geraten, diese ausgetreckte Hand anzunehmen: Man wird lieber respektiert als verspottet. Dieses scheinheilige 'Respekt" ist aber dazu gedacht, VEG* zum Schweigen zu bringen und damit sie anderen nicht über das, was sie wissen, erzählen. Schon wieder wird versucht, das Leben der Tiere unsichtbar zu machen, sowie all die anderen dramtischen Folgen des Konsums tierischer Produkte.

 

Vegetarismus / Veganismus wird so respektiert, als sei es eine Religion. Hört man das manchmal auch nicht, Veganismus sei eine? In Wirklichkeit gefällt es diesen Leuten sehr, den Vegetarismus oder den Veganismus als Religion zu sehen, damit sie sich besser einreden können, man könne nicht darüber debattieren. Doch, das kann man, denn es beruht au Fakten und ist kein Glauben. Wer sich die Ohren nicht zuhält, wird diese Fakten auch hören. Aber sie machen ihre Ohren nicht auf, denn Religion gehört zum Privatleben, darüber hat man nicht diskutieren zu wollen, sonst ist man proselytisch, fanatisch, extremistisch,... da kommt nur Propaganda raus.

 

Was Menschen dazu fuhrt, auf tierische Produkte zu verzichten, ist eine Folge logischer Ideen, die man sehr gut mit anderen teilen kann.

 

Man VEG* scheinen keinen Problem damit zu haben, Vegetarismus oder Veganismus mit Religion zu vergleichen: Wenn sie sagen, dass sie jemanden "konvertiert", statt "überredet" haben. Wie findet ihr das? Nicht schlimm oder kontraproduktiv?

Einen Kommentar, den ich bekam:

 
Sasan*, 6.4.2017
Als meine Mutter meinen Hausarzt fragte, auf was sie bei meiner Ernährung achten sollte, da ich Vegetarierin werden wollte (oder schon war - ich weiß nicht mehr, wann genau das war) fragte er erst warum ich den Vegetarierin sei/werden wolle. Ich antwortete: Weil mir die Tiere leid tun (oder so ähnlich, ist eine Weile her). Er meinte dann, dass der Salat auch schreien würde, wenn ich ihn esse und ich ihn nur nicht hören könnte. Zu der Frage meiner Mutter hat er, glaube ich, nichts mehr gesagt, außer, dass er mir eine Blutkontrolle verschrieben hat. -.- Als ob es nicht schon schwierig genug gewesen wäre, meine Mutter zu überreden, mich vegetarisch zu ernähren.
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