Veganismus = politisches Statement

Es kommt vor, dass ich von Veganer-inne-n höre, Veganismus habe rein gar nichts mit Politik zu tun.

 

Wie ich bereits mehrmals auf irgendwelchen sozialen Medien erwähnt habe, ist der Veganismus, wie ich mir ihn vorstelle, eine politische und soziale Bewegung und es fällt mir schwer, nachzuvollziehen, wie man es anders sehen kann. Tatsächlich gibt es manche, die selbst vegan sind und behaupten, es sei ein "Lebensstil".

 

Ich glaube, dass es zwei Missverständnisse gibt.

  1. Manche denken, dass man auch vegan für's Abnehmen, für seine Gesundheit oder als Mittel gegen Pickel werden kann. Es fällt mir schwer, dies gänzlich zu verstehen, da es beim Veganismus nicht nur um Nahrung geht, sondern auch um Kleidung, Tierversuche, Zirkusse und vieles mehr. Die drei genannten Beispiele haben nichts mit dem Abnehmen, seiner eigenen Gesundheit oder Pickeln zu tun. Man kann einfach nicht rein aus diesen Gründen vegan werden.
  2. Ich denke, dass die Leute, die die Behauptung ablehnen, dass der Veganismus politisch sei, nicht verstehen, was Politik überhaupt bedeutet.
    Politik ist nicht nur die Regierung, die Politiker und Politikerinnen, etc., sondern viel mehr.

    ❝Politik - Gesamtheit der Leitideen beim Handeln bestimmter Personen oder Personengruppen.❞

Politik ist die Organisation einer Gesellschaft. Man kann sagen, dass alles, was wir in unserem Leben machen und Auswirkung auf die Gesellschaftsorganisation hat, politisch ist. Also alles, wo man "dafür" oder "dagegen" ist, was die Gesellschaftsorganisation, die Gesellschaftsnormen, die Gesellschaftshierarchien, etc. betrifft - ganz egal, ob es sich im etwas Initmes, etwas Kollektiveres handelt oder schon Aktivismus ist.

 

Veganismus ist nicht NUR ein Lebensstil, denn, wie gesagt, geht es nicht nur um den Konsum tierischer Produkte oder das Tragen von leder-, wollen- und seidenfreier Kleidung (falls man seinen Kleidungsstil als Teil eines Lebensstil sieht), sondern es geht auch darum, keine Produkte zu kaufen, die auf Tieren getestet wurden. Das hat keinen wirklichen Einfluss auf einen selbst, genau so wie wenn es darum geht, keine Zirkusse, Jäger-innen, Zoos, Reitturniere, Rodeos, Stierkämpfe, den (Ver-)Kauf von egal welchen Tieren, etc. zu unterstützen.

 

Eigentlich ist es doch recht offensichtlich, dass Veganismus einfach nur Boykott ist. Boykott ist politisch - es wäre echt schwer, das Gegenteil zu behaupten.

Wenn man jetzt nicht das Gefühl hat, bestimmte Marken der Tierindustrie zu boykottieren (was mich echt erstaunen würde), dann gibt es noch den "ich will nicht ins Zirkus / Zoo / etc."-Aspekt. Wie kann man DAS bitte nicht als Boykott sehen?

 

Also auch, wenn man kein-e Aktivist-in ist, wenn man bei Demos nicht mitmacht, etc. boykottiert man, was ein politischer Akt ist.

Da kommen wir zum nächsten Punkt: Veganismus ist anderen politischen Bewegungen ähnlich. Es gibt Demos, Kongresse, Parteien (z.B. in Deutschland die V³-Partei, die Tierschutzpartei oder die Tierschutzallianz) und eine ganze Theorie, die der Wissenschaft nicht widerspricht.

 

Veganismus ist die Umsetzung des Antspeziesismus. Wie der Name schon sagt, ist der Antispeziesismus politisch. Antispeziesismus ist, wenn man die Diskriminierung, also die unfaire Hierarchisierung der Spezien ablehnt. Wie kann man auch da sagen, dass es nicht politisch ist? Wenn der Antirassismus und der Feminismus etwas Politisches sind, dann ist es der Antispeiziesismus auch.

 

Veganismus ist auch nicht etwas, was man alleine macht, sondern es ist etwas Kollektives. Wenn du es ganz alleine machst, hat es keinen wirklichen Wert. Zwar fängt man bei sich selbst an, aber es soll nichts Individuelles bleiben, sondern es soll sich verbreiten.

 

Mann kann sich auch die Geschichte des Veganismus anschauen, beziehungsweise die des Vegetarismus, da "Veganismus" ein eher neuer Begriff ist und Vegetarismus früher, je nach Zeitepoche und Ort, eigentlich Veganismus bedeutet hat - mit früher meine ich vor vielen Jahrzehnten.

 

Man merkt, dass der Veganismus (Vegetarismus) immer mit anderen politischen Bewegungen verbunden war. Man merkt, dass im 19ten Jahrhundert vorallem die Sozialist-inn-en, Anarchist-inn-en oder allgemein politischen Linken vegan waren und dass es manchmal sogar erforderlich war, um überhaupt in ihre Gruppen zu kommen.

Auch wenn nicht, war es jedoch immer dazu da, ihr politisches Engagement, ihre Werte und Überzeugungen zum Ausdruck zu bringen (Speziesismus steht ja für Herrschaft, Ausbeutung und Unterdrückung, was mit "linken" Werten nicht vereinbar ist).

 

Man merkt, dass der Veganismus (Vegetarismus) für die Menschen, die in diesen Bewedungen beteiligt waren, häufig eine zentrale oder auch einfach eine nebensächliche Frage war, aber es war immer da.

 

Wie ich in einem anderen Text schon mal schrieb, wird in den Biografien dieser Menschen häufig ihre Ernährungsweise ignoriert, da sie nicht mit ihrem politischen Engagement in Verbindung gebracht wird.

 

Deshalb finde ich es wichtig zum Ausdruck zu bringen, dass es sich um ein politisches Statement handelt und deshalb finde ich, dass Veganer-innen, die das Gegenteil behaupten, bei den Leuten mitmachen, die den Veganismus klein halten wollen.

 

Sie trennen alle Verbindungen zwischen diesen Bewegungen ab, um davon eine einzelne, isolierte Bewegung, ein Trend oder ein neues Phänomen (obwohl es alles andere als das ist) zu machen. Klar, diese Veganer-innen verzichten auf tierische Produkte, Pordukte, die auf Tieren getestet wurden, auf Leder, Wolle und Seide, auf Besuche beim Zoosund beim Zirkus, etc. und tun etwas in die gute Richtung. Aber man muss doch auch auf seine Ausdrucksweise achten... Wenn gesagt wird, Veganismus sei eine Lebensweise, was impliziert es und was schließt man daraus? 

 

Natürlich gibt es (tatsächlich) auch rechte Veganer-innen, sie sind aber eine Minderheit. Manchmal wird der Veganismus auch benutzt, um gegen muslimische Menschen aufgrund der Halal-Schlachtung und dem Opferfest zu hetzen. Man sollte aber gegen jede Art von Schlachtung und unnötiges Töten von nichtmenschlichen Tieren sein!

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