die Menschheit ist so dumm geworden

"Die Menschen sind so dumm", ist eigentlich kein Satz, den ich oft denke, aber ich kenne dieser Gedanke natürlich auch.

 

Man hört oder liest ihn recht oft, wenn es um Wahlergebnisse geht, Tweefs, absurde Meinungsverschiedenheiten, YouTube-Trends, Klassenkamaraden und ihre Wissenslücken,...

Wer "beweisen" will, dass die Menschheit dumm ist, wird ganz viele Möglichkeiten haben, dies zu demonstrieren.

 

Sind die Menschen wirklich so dumm, wie es immer gesagt wird?

 

Ich habe in einem Artikel gelesen, dass 7% der Amerikaner-innen denken, dass Kakao (Getränk) von braunen Kühen kommen würden und Milch (ohne Kakao) von weißen Kühen. Das sind 17 Millionen Menschen.

 

Schlimmer: Die Hälfte der Befragten konnten nicht mit Sicherheit sagen, woher Kakao kommt.

(http://nbc4i.com/2017/06/15/study-finds-surprising-number-of-americans-think-chocolate-milk-comes-from-brown-cows/)

Diese Art von Ignoranz finden wir in anderen Umfragen und Studien wieder. 
2005 wurden Europäer·innen befragt, um herauszufinden, was sie über Wissenschaft wissen. 
Bei 9 Fragen von 13 haben immer über 30% der Leute die Frage falsch oder gar nicht beantwortet.

(European Commission)

(European Commission)

So wussten nur 66% der Befragten, dass es die Erde ist, die um die Sonne kreist und nicht umgekehrt und dass ein Monat nicht reicht, damit unser Planet einmal um unseren Stern kreist.

Nur 46% konnten sagen, dass Elektrone kleiner als die Atome sind und der gleiche Prozentansatz der Befragten wussten, dass Antibiotika Bakterien und Viren nicht gleich gut bekämpft.

Solche Fragen gab es auch in die USA und die Ergebnisse waren etwa die gleichen.

Wenn man sowas sieht, kann man leicht pessimistisch werden, jedoch sollte man zwei Dinge nicht vergessen. 

Der Bildungszugang hat sich die letzten Jahrzehnte überall auf der Welt weitgehend demokratisiert.
Wenn man die wissenschaftlichen Kenntnisse der Allgemeinbevölkerung am Anfang des letzten Jahrhunderts gesucht hätte, wären die Ergebnisse sicherlich schlechter ausgefallen.

Ebenso wird die Analphabetenanzahlständig geringer, obwohl die Weltbevölkerung rasant steigt.

Der zweite Grund, der diese Studienergebnisse erklären kann, ist unsere Art zu leben. Unsere Gesellschaft würde nicht funktionieren, gäbe es "die Arbeit" nicht. In unserer Gesellschaft ist die Arbeit das, worum sich das Leben der Individuen drehen sollte, oder zumindest was die Zeitmenge betrifft.

Der Großteil unserer Energie wird für die Realisierung bezahlter Tätigtigkeiten gewidmet. Wenn diese Tätigkeiten fertig sind, sind viele "zu faul" (so wird's ja ausgedrückt) andere, zusätzliche Tätigkeiten zu machen, wo man nachdenken muss.
Deshalb ist es vielleicht nicht erstaunlich, dass Deutsche im Durchschnitt 223 Minuten Fernsehen schauen (https://screenforce.ch/tv-konsum-weltweit // http://www.tagesspiegel.de/medien/mediennutzung-deutsche-schauen-taeglich-223-minuten-fern/13455208.html). Das sind zwischen 3 und 4 Stunden. 

Unsere Gesellschaft fördert es nicht wirklich, wenn man privat für etwas lernt. Wenn jemand beispielsweise außerhalb der Schule etwas aus dem Bereich der Physik lernt, ist er oder sie oft ein·e Sterber·in. Wenn ich in einem öffentlichen Raum etwas schreibe, gibt es immer Erwachsene, die kommen und mich fragen, "Na? Machst du deine Hausaufgaben?", wo meine spontane Antwort immer ist, "Wieso sollte ich in der Schule schreiben lernen, wenn ich nicht außerhalb der Schule was schreiben soll?".

Stattdessen sollte man sich für Stars und YouTuber·innen interessieren und sich mit deren Leben auskennen. Man kann zwar beides tun, aber wenn du nicht weißt, wie die Länder auf einer Europakarte heißen, dann ist es für viele nicht so schlimm, dann verpasst du nicht so viel im Leben, wie als wenn du GNTM oder DSDS nicht schaust. Ich sage jetzt nicht viele, sondern die meisten - die meisten in meiner Abschlussklasse wussten nicht, wie die Länder in Europa heißen. Sie wussten nicht, wo Frankreich, Polen, Österreich, etc. Manche haben Schweden mit der Schweiz verwechselt oder ein Mädchen dachte, "hä? Deutschland ist nicht mal auf der Karte?", weil sie dachte, dass wir in Kanada wohnen.

Carl Sagan sagte, "Unsere Gesellschaft ist in hohem Maße von Wissenschaft und Technik abhängig, obwohl die breite Masse kaum etwas davon versteht. Diese Mischung aus Ignoranz und Macht wird uns noch um die Ohren fliegen."

Denn genau, eigentlich sind Menschen insgesamt intelligent, aber was der einzelne Mensch weiß, ist nur ein Teil von all dem Wissen der Menschheit. 
Man kann aber auch nicht, denke ich, wissen, wie intelligent der einzelne Mensch ist.

IQ-Tests sind für mich nicht wirklich aussagekräftig, da sie nur einen kleinen Teil abdecken, was man alles unter Intelligenz verstehen könnte. 
Die Ergebnisse können sich auch je nach Tageszeit, Laune und Aufgaben ändern. Vielleicht würde man an einem Tag besser abschneiden als eine Woche danach.

Jedoch finde ich es echt schrecklich, wie viele Menschen Parodie-Artikeln glauben, teilen und anderen damit etwas beweisen wollen. Mich haben schon paar Menschen versucht mit "der-postillon.com"-ähnliche Artikeln zu widersprechen.

DAS IST SATIRE!!!

Und gibt es gerade bei feministischen Themen Leute auf Wattpad, die ihr Wissen aus WikiMANNia haben. Ich gebe zu, dass ich nicht weiß, ob die Seite (schlechte) Satire ist oder ernst gemeint ist, aber das ist echt wack.
Die Leute schauen einfach nicht, auf was für Seiten unterwegs sind.


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Das Problem ist nicht nur, dass über wichtige Themen nicht gewusst wird, sondern auch dass an falsche Dinge geglaubt wird.

Sind Menschen dumm?

 

Ja und nein.

 

Die meisten Menschen haben das Potenzial sehr intelligent zu sein, aber "die Arbeit" ermöglicht es nicht allen, maximal davon zu profitieren.

 

...und es wird in der Schule Kindern nicht beigebracht, kritisch nachzudenken (wäre ein anderes Thema, aber ich schreib's auch dazu).

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