Stalking

Wenn Leute das Wort "Stalking" hören, denken sie an jemanden, meistens ein Mädchen, das sich viele Beiträge einer Person, meistens ihr Freund, Crush oder Ex - oder Freunde und Familienmitglieder dieser Person, auf Soziale Netzwerke ansieht. Und das finde ich problematisch.

Wenn eine Person freiwilig etwas im Internet postet und sich Leute das ansehen, dann hat das nichts mit Stalking zu tun. 

 

Und wenn jemand darauf aufmerksam macht, dass man als Frau viel größere Chancen hat, Opfer von Stalking zu werden, gibt es  i m m e r  Leute, die darauf antworten, "ähm ne, es sind immer Frauen, die Männer stalken". 

Genau da sieht man schon, dass daran Diskussion über dieses wichtige Thema erschwert wird.

Abgesehen von der Tatsache, dass nicht ausgeschlossen wird, dass Frauen auch Männer stalken können - oder Frauen Frauen, by the way - denke ich, dass man an solchen Reaktionen merken kann, dass gar nicht verstanden wird, worum es überhaupt geht.

 

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das "Mädchen 'stalken' auf Facebook / Instagram / whatever" ein pures Klischee ist, als etwas, was nicht stimmt oder es schon etwas Wahres hat, aber woran liegt es dann? Weiß das jemand?


Was ist Stalking?

 

[Stalken ist eine spezielle Form des Psychoterrors, bei dem ein Mensch einen anderen Menschen fortgestetzt und über einen längeren Zeitraum verfolgt, belästigt, bedrängt oder terrorisiert.

Wiktionary

 

Stalking ist eine Straftat.

 

2 Drittel der Opfer sind weiblich, 86% der Täter männlich.

 

Stalking könnte folgende Situationen sein:

  • jemanden mit dem Auto oder zu Fuß verfolgen
  • jemanden ständig anrufen oder mit WhatsApp-Nachrichten spamen (z.B. um zu wissen, wo die Person ist, mit wem, wie sie angezogen ist, usw. obwohl die Person schon selbstständig ist / obwohl sie gesagt hat, dass sie das nicht will / obwohl es diese Person nichts angeht)
  • jemanden ständig E-Mails oder (Liebes)briefe schicken
  • Katze, Hund oder anderes Tier, das mit der Person zusammenlebt, quälen oder töten
  • Steine ans Fenster werfen
  • ungefragt ans Handy / Laptop / an andere Geräte der Person
  • in den schlimmsten Fällen körperliche Gewalt, Vergewaltigung, Mord

Meistens kennen die Opfer ihre TätER: Es sind zurückgewiesene Männer, Ex-Partner - es können aber auch einfach Personen sein, die eines Tages im Supermarkt hinter ihnen in der Schlange zur Kasse standen.

Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen waren, erleben nach der Trennung häufig Stalking. 

 

Stalking kann Monate dauern, aber auch Jahre. Für die Betroffenen kann es massive soziale oder gesundheitliche Folgen haben.

Ziel des Stalkers/der Stalkerin ist meistens auf sich aufmerksam zu machen und den Kontakt gegen den Willen des Opfers zu halten. Es kann Rache, Kontrolle, Liebeswahn, Macht, Kontakt-, Beziehungswünsche und mehr als Motiv haben.

 

Was kann man als Betroffene-r tun?

  • Man sollte frühstens ein Gespräch mit der Person suchen und ihr klarstellen, dass man das nicht will ("Nein heißt Nein"), man kann sich auch Hilfe eines Anwalts/einer Anwältin suchen. Wenn es nicht klappt, muss man leider auf folgendes zurückgreifen (sind nur Tipps):
  • Kommunikation mit dem/der Täter-in vermeiden.
  • Telefonnummer ändern
  • Vorsicht mit persönlichen Angaben im Internet, wie Vereine, Schule / Arbeitsplatz, etc.
  • Nicht-bestellte Warensendungen zurückgeben lassen.
  • Freunde, Bekannte, Nachbar-inne-n, Arbeitskolleg-inn-en, etc. sollten davon wissen, damit sie keine Informationen an den/die Stalker-in weitergeben. Sie können auch Bescheid sagen, wenn sie den/die Stalker-in gesehen haben, ob er Informationen über das Opfer wissen wollte und sie können Zeuge sein.
  • Man sollte sich auf allen möglichen Ebenen Hilfe suchen:Je mehr Personen davon wissen und sich dagegen aussprechen, desto höher ist wahrscheinlich die Chance, dass die Person nachgibt.
  • Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Beleidigungen, etc. können auch unabhängig vom Stalking angezeigt werden.

Verwendet man das Wort "Stalking" als Bezeichnung für "sich viele Beträge anschauen, die andere freiwilig öffentlich ins Internet gepostet haben", verharmlost es richtiges Stalking. es invalidiert schreckliche und traumatisierende Erfahrungen. Leute missverstehen, was gemeint ist, wenn darauf aufmerksam gemacht wird und / oder nehmen es nicht (genug) ernst, weil sie damit Nichtschlimmes assoziieren.

Auch wird damit missachtet, dass die meisten Stalker-inne-n psychisch krank sind. (Ich bin mir über die Richtigkeit dieser Aussage nicht sicher.)

Man sollte mit diesem Wort nicht so umgehen, als handele es sich dabei um einer ganz normalen Sache und nicht einer schlimmen, die Leben zerstören kann.

 

Sprache ist wichtig.

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